Diese Woche findet eine Bundestags-LAN-Party statt, damit unserer Volksvertreter auch mal sehen, worüber sie überhaupt schimpfen. [Link] Die komplett schmerzbefreiten Kritiker kümmert dies natürlich, wie zu erwarten war, nicht besonders.
„Wozu soll ich lernen, wie man ein Killerspiel wie Counter Strike spielt?“ Hans-Peter Uhl, innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion
Er könnte lernen, dass er gar keine Killerspiele gibt? Aber andererseits ist jemand der chinesische Zensurverhältnisse fordert entweder nicht ernst zu nehmen gefährlich.
„Ich fühle mich von Politikern verhöhnt, die bei einer Party gegeneinander antreten, um zu lernen, wie man virtuell tötet“ Hardy Schober, Sprecher des Aktionsbündnisses Amoklauf Winnenden und Vater eines Opfers.
Hm, das Aktionsbündnis Winnenden, da war doch mal was. Andererseits kann ich niemanden ernstnehmen, der nach der Ermordung von echten Menschen, mit echten Waffen ein Verbot von virtuellen Spielen als Hauptziel hat… -_-
“The whole principle is wrong; it’s like demanding that grown men live on skim milk because the baby can’t eat steak.”
„An armed society is a polite society. Manners are good when one may have to back up his acts with his life.“
beide Robert A. Heinlein
Ich traue dem Heinlein durchaus zu, dass er Angst mit Höflichkeit verwechselt oder gar der Ansicht ist, das wäre ein und dasselbe.
Aber eine Konstellation gegenseitiger Bedrohung hat wenig mit Höflichkeit und noch weniger mit Freiheit zu tun.
Davon mal ganz abgesehen, dass unhöfliche Konflikte dann mal in einer gebrochenen Nase enden, höfliche leicht mal in Leichen.
Zum ersten Zitat finde ich es aussagekräftig, dass Heinlein bewaffnet sein mit ein „grown man“ sein assoziiert, Waffen abzulehnen mit ein Baby sein. Davon abgesehen, dass zumindest in einigermaßen zivilisierten Staaten Waffen und Nahrung nicht viel Ähnlichkeit haben.
Die beiden Zitate stehen in einem unterschiedlichen Kontext 😉
No1 ist auf Zensur bezogen, No2 auf restriktive Waffengesetze.
Zu 1 ist nichts hinzuzufügen, zu 2 nur dies:
Ein Verbrecher schert sich nicht darum, eine Waffe illegal zu besitzen. Er braucht sie, um für die eigentliche Straftat seinem Opfer überlegen zu sein.
Restriktive Waffengesetze treffen also IMMER NUR die Gesetzestreuen. Je weniger Bürger eine Waffe besitzen, desto sicherer kann sich der Verbrecher sein, seine Überlegenheit ausspielen zu können. „Concealed Carry“ nimmt ihm diese Sicherheit, sodass theoretisch die Menge an Waffen bei den Bürgern gar nicht zunehmen muss, um einen Sicherheitsgewinn zu erzeugen. Aber es muss eben diese Möglichkeit geben…
Naja, ist es nicht so, je strenger ein Waffengesetz ist und es kontrolliert und durchgesetzt wird, desto schwieriger, teurer und aufwendiger ist es an eine illegale Waffe heranzukommen?
Darüber hinaus erhöht meiner Ansicht nach die erhöhte Anzahl von Schusswaffen folgende Dinge:
1. Die Toten durch Unfälle mit Schusswaffen.
2. Die Toten „unbeteiligten“, die im Kreuzfeuer umkommen.
3. Die Toten durch gestiegenen Einsatz von Schusswaffen.
4. Die Toten durch überreaktion der Polizei, weil wenn Joseph Jedermann und Susi Schneckenschiss einen Ehekrach haben werden die Polizisten ganz anders an die Sache herangehen, wenn die möglichkeit oder gar wahrscheinlichkeit Besteht, dass die beiden Schusswaffen haben.
5. Die getöteten durch mich.
Weil ja, wenn ich morgen zum Friseur gehen könnte und mir da nicht nur die Haare schneiden zu lassen, sondern wie in den USA vor 40 Jahren mir auch gleich legal einen Ballermann mit Munition kaufen könnte, ja ich würde es machen. Obwohl ich keinen Haarschnit im Moment nötig hätte.
🙂
(Es muss kurz gehen, schaue grad Fußball.)
Nein, denke ich nicht.
1 Ja
2 Nein
3 mE nein
4 Nein, sicher nicht.
5 🙂
Ich persönlich denke, es würde zu weniger Kriminalität führen. Schärfere Gesetze haben bisher jedenfalls nie einen Effekt gehabt.
Mal ganz unabhängig von frei verfügbaren Schusswaffen:
Man sollte nicht vergessen, dass die Mentalität der Leute und die wirtschaftliche Verfassung, bzw. die Urbanisierung der Region eine entscheidende Rolle spielen.
Wenn man sich nämlich die prozentuale Verteilung anschaut, dann stellt man fest, dass New Hampshire und South Dakota ähnliche Zahlen wie Deutschland haben, während Alabama, Kalifornien und Texas einen bis zu 25-fach so hohen Wert von Straftaten mit Schusswaffen aufweisen.
Nun ist halt die Frage, wie Deutschland auf eine allgemeine Verfügbarkeit von Schusswaffen reagieren würde. Verantwortungsvoll und in Heinleins Sinn oder würde sich herausstellen, dass wir im Grunde unserer Volksseele doch alle durchgeknallte Irre sind. Und, ganz wichtig, WOLLEN wir das überhaupt herausfinden? 😉
Schau Dir doch einfach mal an, wie oft Verbrechen mit legal erworbenen Waffen geschehen und wie oft illegal erworbene Waffen verwendet werden.
Und wie oft Küchenmesser oder ähnliche Gegenstände dabei eine Rolle spielen.
Wenn man zB nur das Bedürfnis zum Erwerb wegfallen lassen würde, würde sich an den charakterlichen Eigenschaften der Waffenbesitzer nur wenig ändern.
Auf Zensur bezogen würd ich dem Zitat sogar zustimmen ;), wobei ich schon einen Unterschied machen möchte zwischen dem, was man bekommen kann, wenn man es haben will, und dem was einem ständigt vor die Augen gehalten wird.
Aber das eigentliche Thema is ja ein anderes. Henning, ich bin mir sicher, ob wie ich deinen letzten Post verstehen soll. Aber, alles andere gleich, werde ich lieber mit einem Messer bedroht oder überfallen als mit einer Pistole. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass, wenn ich eine Pistole bei mir hätte, mir das eher gefährlicher werden würde, als dass es mich sicherer machen würde. Ich meine, wir „wissen“ ja vom Spieltisch her, dass wenn es eskaliert, es auf die besseren Fertigkeiten und die höhere Ini hinausläuft. Da würde ich mich lieber anstrengen, dass es nicht eskaliert. Und „frei flotierenden Feuerwaffen“ scheinen mir kein Beitrag zur Deseskalation zu sein, eher das Gegenteil.
Und wie gesagt, ganz persönlich fühle ich mich unwohl, wenn Leute um mich herum Schußwaffen tragen. Selbst wenn das Polizisten, mit Ausbildung und klar erkennbaren Uniformen sind. Das ist vielleicht für jemanden, der sehr viel Zeit in der Gegenwart von Feuerwaffen verbracht hat schwer nach zu vollziehen, aber ich fühle mich da bedroht.
@Cunny, diesmal ausführlich 😉
Die Verfügbarkeit von illegalen Waffen hat mE mehr mit Angebot und Nachfrage als mit der Möglichkeit, legal erworbene Waffen illegal weiterzureichen, zutun.
In DEU ist es sicher kostengünstiger, eine illegale Waffe zu beschaffen, als sich den legalen Erwerb anzutun. Zumindest, wenn man sie nur unter dem Kopfkissen aufbewahren will, weil bald die Hunnen angreifen…
zu 1
Ja, statistisch wäre das so. Aber wieviele sind das momentan pro Jahr? 😉
zu 2
Nein, das Szenario von mehrstündigen Feuergefechten um den Verlauf des Gartenzauns zwischen Nachbarn … 😉
zu 3
mE würde es wie gesagt zu weniger Gewalttaten führen, da das abstrakte Risiko für Verbrecher steigt.
zu 4
Schon heute gibt es eine Menge illegaler Waffen, sodass man als PVB sicher gut tut, immer vom Schlimmsten auszugehen.
zu 5
Ich bin mir sicher, Du würdest nur die Richtigen erwischen 😉
Guten Morgen Thomas ;),
es wird doch niemand gezwungen, eine Waffe zu tragen. Ich bezweifle auch, dass es zu einem sprunghaften Anstieg von Besitz kommen würde, weil Deutschland eben eine andere Mentalität als zB die Schweiz hat.
Aber: so, wie Dich niemand zwingen würde, solltest Du niemanden zwingen, auf etwas zu verzichten, was er möchte aber Dich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht tangieren wird.
Diese Haltung benennt man mit irgend so ein Wort das mit T anfängt, habe ich mir sagen lassen 😉
Ich bin (als Jugendlicher) mit einem Messer überfallen worden, „Deeskalation“ hat damals wunderbar funktioniert – aber ich habe persönlich das Gefühl, dass es heute oft eben nicht mehr funktioniert.
Wenn ich also meines Risikos bewusst bin, werde ich heute von „dem Staat“ („Unsere Polizei braucht Minuten, wenn es um Sekunden geht“) und Leuten, die gern den Kopf in den Sand stecken gezwungen, doof mitzulaufen, bis es mich erwischt.
Und das möchte ich eben nicht.
Verständlich, oder?
Toleranz kann ich umgekehrt auch in Anspruch nehmen. Man möge doch bitte tolerieren, dass ich nicht immer von Bewaffneten umgeben sein möchte, wenn ich auf die Straße gehe.
Ich hab ja kein Problem mit Sportschützen und wer gerne mit Knarren spielen will, soll ruhig. Aber im öffentlichen Raum will so etwas nicht haben. Ich hab ne ähnliche Meinung zu verbotenen Drogen. Ich kann mir nicht im entferntesten vorstellen wie eine bewaffnete Gesellschaft eine bessere Gesellschaft wäre, wenn alles andere gleich ist. Sicherlich kan ich mir vorstellen, dass öffentliches Waffentragen erlaubt ist, es aber niemand tut.
Aber wann gerate ich denn in Konflikte, die vielleicht gewalttätig werden könnte? Wenn es beim Weg gehen zu einem Streit kommt, dann meistens unter Alkoholeinfluss und wenn mich jemand überfallen will. Und in beiden Fälle habe ich das Gefühl, dass es weitaus gefährlicher für mich wäre, wenn das in einer Gesellschaft passiert, in der Waffen normal sind.
Du hast das Gefühl, dass du unter Verbot Waffen zu tragen nicht sicher genug bist, und ich hab das Gefühl ohne dieses Verbot weit weniger sicher zu sein. Was machen wir jetzt?
Toleranz ist nur der Mangel an eigenen Werten! 😉
Aber zum eigentlichen Thema: Das führen einer Handfeuerwaffe unter Alkoholeinfluss!!!
Du kannst Dir schon heute nicht sicher sein, dass niemand um Dich herum bewaffnet ist. Ausser, Du befindest Dich allein in einem verschlossenen Raum.
Das Problem bei der ganzen Sache ist, dass Du jemandem die Möglichkeit verweigern willst, sich gegen einen Angriff zu wehren, ohne dafür einen rationalen Grund zu haben.
Der einzige Grund, den Du anscheinend hast ist, dass Du es Dir nicht zutraust. Nun sind wir beide nicht der Nabel der Welt – aber Du verweigerst mir ein Freiheitsrecht, nicht ich Dir.
Die letzten Fälle von zufälliger tödlicher Gewalt gegen Bürger, die mir im Gedächtnis sind, sind München und Berlin (in Berlin scheint das aber so häufig zu sein, dass es erst verspätet in die Medien kam). Beide Opfer könnten noch leben.
Menschen, die sich aktiv mit ihren persönlichen Lebensrisiken auseinandersetzen und dann die Konsequenz treffen, sich wehren zu wollen sind in meinen Augen sehr verantwortungsvoll. Zumindest leben sie bewusster als Menschen, die Risiken einfach „über sich ergehen lassen“.
Wenn Letztere Ersteren aber Vorschriften machen, ist das in meinen Augen nur eine Fortsetzung ihrer Verweigerungshaltung, aktiv ihr Leben zu bestreiten.
Auf der Liste der Sachen, die mich wahrscheinlich mal verletzen oder umbringen werde liegt direkte körperliche Gewalt ziemlich weit hinten. Lebensrisiko ist da schon ein etwas hochtrabender Begriff. Durch mein Auto entsteht mir da ein höheres Risiko. Insoweit finde ich das Bedürfnis dem mit Generalbewaffnung, oder dem ermöglichen dieser, zu begegnen, weder vernünftig noch verantwortungsvoll. Ich finde es übertrieben und unangemessen.
Entsprechend sehe ich in dem mangelnden Bedürfnis dazu auch keine Verweigerungshaltung oder eine Versäumnis, sondern eine recht angemessene Reaktion auf den Status Quo. Mit dem selben Argument könnte man Autos verbieten oder, um den Freiheitsrechten Raum zu geben, Ampeln abschaffen.
Jetzt würde ich aber sagen, dass mein Bedürfnis, nicht ständig von Feuerwaffen umgeben zu sein, ebenso ein Freiheitsrecht darstellt wie dein Bedürfniss Feuerwaffen zu tragen. Es ist das Recht nicht bedroht zu werden, mich also frei von Angst bewegen zu können.
Du hast ja gesagt, dass es auf heute passieren könnte, dass jemand eine Waffe auf mich richtet. Das ist schon richtig, und mir auch schon einmal passiert, aber die Wahrscheinlichkeit, dass jemand, mit dem ich in einer Kneipe hocke oder neben dem ich im Supermarkt stehe eine Feuerwaffen bei sich trägt ist an sich doch ziemlich niedrig, weil wir eben kein Knarrenvolk sind und Waffen selten und relativ aufwendig zu besorgen sind, und sich Personen, die sie in der Öffentlichkeit tragen der Gefahr der Strafverfolgung aussetzen. Von ein paar wenigen Ausnahmen mal abgesehen.
Ja natürlich, wenn ich mit einem Haufen irrer Dealer rumhänge, dann ist es nicht so unwahrscheinlich dass einer ne Knarre hat, aber im Alltag der weitaus meisten Menschen hier kommt das praktisch nicht vor.
Du kannst auch ohne Waffe bedroht werden. Das ist sogar der wahrscheinlichste Fall, da nur ein minimaler Bruchteil der Gewalttaten mit Schusswaffen begangen wird.
Das Autobeispiel ist ganz gut – Du wärest dann der Fußgänger auf dem Gehweg, der kein Auto braucht weil er nur zum Bäcker um die Ecke will. Und der entsprechend Autos verbieten möchte, weil die ja theoretisch über den Gehweg fahren könnten.
Jetzt haben aber Autos schon noch andere Funktionen als Sport und Leute töten.
Das Recht auf körperliche Unversehrtheit ist zwar nicht so nützlich wie ein Transportmittel, aber schon noch recht wichtig 😉
Was uns wieder auf die Frage der Angemessenheit zurück bringt: Ist dein Gefühl, oder sogar deine Möglichkeit dich besser zu schützen mehr wert als die dann für mich steigende Bedrohung und meinen Verlust an Lebensqualität?
Die Rationalität und Subjektivität sind genau anders herum gelagert. Aber das überliest Du ja konsequent seit Beginn des Diskurses 😉
Ich seh erstmal nicht, wo da ein Konflikt zwischen Subjektivität und Objektivität läge, es sei denn du möchtest für dich ein komplett objektives Urteil in Anspruch nehmen, was ich erst einmal nicht sehe, aber auch nicht schlimm finde. Ich bin auch der Ansicht in einer bewaffneten Gesellschaft objektiv deutlich weniger sicher zu sein als in der, in der ich lebe.
In Abwesenheit deutlicher Evidenz und einiger durchaus nicht schlechter Argumente für beide Seiten, ist es schwierig aus diesen Umstände einen rational gerechtfertigten Schluss zu ziehen, ohne das eine oder andere zu ignorieren. Was bliebe, wäre zu fragen ob eher Menschen wie ich, die schlechter dran wären, oder Menschen wie du, die besser dran wären in der Mehrzahl sind und ob sich da systematische Gründe für finden ließen.