Seit dem Fukushima-GAU wird gerne mit Werten um sich geschmissen, meist ohne irgendwelche Vergleichsmöglichkeiten. Dem soll hier mal abgeholfen werden. Das Sievert (Einheitenzeichen: Sv, nach dem schwedischen Mediziner und Physiker Rolf Sievert) ist die Maßeinheit verschiedener gewichteter Strahlendosen. Sie dient zur Messung der Strahlenbelastung biologischer Organismen und wird bei der Analyse des Strahlenrisikos verwendet. Da 1 Sv eine relativ große Äquivalentdosis darstellt, werden praktisch vorkommende Werte meist mit Hilfe eines SI-Präfixes in Millisievert (1 mSv = 0,001 Sv = 10-3 Sv) oder Mikrosievert (1 μSv = 0,000 001 Sv = 10-6 Sv) angegeben. Die Äquivalentdosis ist übrigens definiert als die vom Körper aufgenommene Energiedosis durch ionisierende Strahlung multipliziert mit einem Strahlungswichtungsfaktor, welcher der relativen biologischen Wirksamkeit (RBW) der jeweiligen Strahlungsarten Rechnung trägt.
Der entscheidende Faktor, neben der Strahlung an sich, ist die Zeit in der diese aufgenommen wird.
Unbedenkliche Dosis
1mSv (1.000µSv) pro Jahr
0,02mSv (20µSv) pro Woche
0,003mSv (3µSv) pro Tag
0,0001mSv (0,1µSv) pro Stunde
Spontan angesagter Umzug
100mSv (100.000µSv) pro Jahr
2mSv (2.000µSv) pro Woche
0,3mSv (300µSv) pro Tag
0,01mSv (10µSv) pro Stunde
Weitere Richtwerte(das sind ungefähre Richtwerte!):
1,2mSv – ungefähre Strahlendosis beim Röntgen der Wirbelsäule(mit moderner Ausrüstung/Equipmentabhängig)
2,1mSv – Durchschnittsjahresdosis (laut Bundesamt für Strahlenschutz)
2,4mSV – Durchschnittsjahresdosis(laut UNO-Bericht)
10mSv – ungefähre Strahlendosis bei einer Ganzkörper-Computertomographie
100mSv – Jahresdosis, bei der Strahlenbedingte Krebserkrankungen nachgewiesen werden können
250mSv – Richtwert, bei dem Strahlenkrankheit ausbricht, wenn die Menge in kurzer Zeit aufgenommen wird
400mSv – Strahlendosis pro Stunde, Fukushima 1, 15. März 2011
4000mSv – wenn innerhalb weniger Tage aufgenommen, 50% Sterblichkeit
ab 6000mSv aufwärts – wenn innerhalb weniger Tage aufgenommen, annähernd 99%+ Sterblichkeit
Quellen: Bundesamt für Strahlenschutz, NRC, u.a.
Problem ist nur, dass man immernoch nicht weiß, wieviel wo ankommt.
Da heißt es dann, die Dosis im Leitungswasser ist so und soviel mal höher als das was üblich ist, aber wieviel man davon trinken müsste um irgendwelche Auswirkungen zu spüren kann man sich schwer ausrechnen. Auch, wieviel mSV man letztendlich über verstrahltes Gemüse oder so aufnehmen könnte weiß man nicht. Man weiß eigentlich garnix. 8)
Oh, da kommt vieles zusammen. Neben der Strahlung gibt es auch die rein chemisch-toxische Belastung der Stoffe, die direkte Aufnahme und Verdauung von dem Zeug über Lebensmittel treibt den Äquivalenzwert nach oben, usw… Genau abschätzen kann das keiner und es gibt durchaus genug Argumente für eine eher leichte Auslegung der Strahlenschäden als auch für eine weit schwerere.
Aber wenn demnächst mal wieder Strahlenwerte im TV verkündet werden, dann kann man sie zumindest grob einordnen.
Kleiner Tipp: ARTE-Dokumentation „Alles im Griff?„[Link]
Hmpf, wieso ist mein Smilie da zu einem mit Sonnenbrille geworden? Es sollte in mysteriös schauender Smilie sein, mit einer Acht als Augen, und kein deplaziert cooler mit Sonnenbrille.
Immerhin ist sein unerwartetes Auftauchen in dieser Form ziemlich mysteriös ;). Wobei WordPress einfach nur eine gewisse Anzahl von Smilies kennt.
kleinere Ergänzung: von den 2,1 mSv Jahresdurchschnitt eines Deutschen ist der Großteil durch Röntgenaufnahmen und andere medizinische Anwendungen versacht. Manche bekommen allein durch ihren Wohnort mehr natürliche Strahlung ab (Radon, Pechblendeerze usw)
< 1mSv: keine Überwachung im Berufsleben nötig.
bis 6 mSv: Grenzwert für die Kategorie A beruflich strahlenexponiertes Personal
bis 20 mSv: Grenzwert für die Kategorie B beruflich strahlenexponiertes Personal
400 mSv: Grenzwert für die Lebensarbeitszeit, mehr darf bis zur Rente nicht aufgenommen werden
(und ja, ich darf so ein netten Filmdosimeter bei meiner Arbeiten tragen, der Geigerzähler ist auch vorhanden. Und trotz Warnungen und Hinweisaufklebern stellen sich die Leute genau neben das munter strahlende Messgerät….)
thx^^
Aktueller Höchststand: „Die von Betreiber Tepco gemessene Radioaktivität in Reaktor 2 erreichte am Sonntag einen Wert von mehr als 1000 Millisievert(mSv) pro Stunde.“
Update: Tepco stellt eigene Zahlen in Frage und rudert zurück, zieht aber Arbeiter ab.
Und die recht eindringliche Warnung, was ein Tsunami mit ihrem AKW anrichtet haben sie auch ignoriert. Hätte auch richtig Geld gekostet, wenn man es beachtet hätte[Link]
Update: Anscheinend werden ungewollte Ergebnisse gerne als „Messfehler“ ausgegeben, wie z. B. im AKW Biblis.
Soviel Strahlung wird momentan übrigens gemessen:
(am Kraftwerk)http://www.grs.de/sites/default/files/Radiation-Data_20110327-1630-Daiichi.pdf
(in de umliegenden Orten) http://www.grs.de/sites/default/files/ODL-Werte-Poll_110327-1715.pdf
Die bisher schlimmste Auswirkung des Tsunami ist bisher also das Wahlergebnis von BaWü *g*
Danke @ Link!
Zu den Landtagswahlen schreib ich noch was*veg*.
Noch eine Strahlungsmessung:
http://english.kyodonews.jp/news/2011/03/81522.html
Bitte das exceeding beachten! Es gibt, wie bei den vorausgegangen 1000mSv/h Messwerten gestern, die Vermutung das dieser Wert den verwendeten Messgeräten geschuldet ist.
TEPCO Pressemeldung: http://www.tepco.co.jp/en/press/corp-com/release/11032805-e.html (unten, unterstrichen)
Siehe auch hier