„Review – Sucker Punch“

*Sucker Punch ist ein Schlag ohne Vorwarnung oder aus dem Hinterhalt

Sucker Punch handelt von einer jungen Frau, die nach dem Tod ihrer Mutter und ihrer Schwester von ihrem brutalen Stiefvater in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wird, um dort lobotomiert zu werden, damit die Protagonistin nicht seine düsteren Geheimnisse verrät. Im Augenblick vor dem Eingriff wechselt die Handlungsebene: Eine Patientin streift eine Perücke ab und stellt sich als Sweet Pea, Darstellerin in einer erotischen Unterhaltungsnummer in einem Bordell, vor. Die ursprüngliche Patientin, nun Babydoll genannt, befindet sich als Zwangsprostituierte ebenfalls in diesem Bordell. In fünf Tagen soll ihre Jungfräulichkeit verkauft werden. Sie nutzt diese fünf Tage, um mit einigen Schicksalsgenossinnen einen Fluchtplan umzusetzen. Während sie Tag um Tag einen hypnotisierenden Tanz darbietet, stehlen ihre Mitverschwörerinnen die Gegenstände, die für die Flucht benötigt werden. Die Tänze sind allerdings mehr als nur Tänze, nämlich Kämpfe auf Leben und Tod, die in comichaften Versionen des feudalen Japans, des ersten Weltkrieges und einer Fantasy- und einer Zukunftsumgebung stattfinden. Und in jeder der drei Realitätsebenen wartet der Tod, es sei denn ihre Flucht gelingt.

Sucker Punch wurde bereits so oft verrissen[1, 2, 3], dass man Uwe Boll den OSCAR geben müsste. Wenn man sich den Film angesehen hat, dann fragt man sich schon warum. Zack Snyder treibt sein eigenes, optisches Repertoire eigentlich nur auf die Spitze. Er mischt 300, Watchmen und packt dann etwas Inception und Sin City dazu. Von Letzterem wäre etwas mehr zu wünschen gewesen, aber da das Studio ein PG-13 Rating haben wollte[Link], was sich aufgrund des Ausschöpfens der Möglichkeiten auch als FSK 16 in Deutschland niederschlägt, war dies nicht möglich.

Die zwei zentralen Fragen des Film: Was ist Freiheit und wie erlangen wir sie? Was ist Realität, was ist Fantasie und wer entscheidet dies? Kritisch könnte man noch anfügen: Ist die Matrix Epic Bullet Time Karenzzeit wirklich schon abgelaufen?

Um diese Punkte baut Snyder ein geradezu klassisches Bedrohungsszenario welches in einem kaputten Zuhause voller Gewalt  und Mord startet, in die paranoide Wahnvorstellung einer psychiatrische Klinik der Marke Shutter Island führt und dann den Sprung in alle generischen, düsteren Szenarien der modernen Popkultur wagt. Bereits die Eingangssequenz zeigt eine Bühne und stellt Sucker Punch gleich zu Beginn als Fiktion dar. Die Bühne wird später noch weitere Male bemüht und zwischendurch ironisch gebrochen durch eine Diskussion, wer auf welchen Fetisch steht und welche Zielgruppe man bei einer Show hat. Und falls es keiner erkannt hat, der Bus in die Freiheit am Ende des Films fährt nach Kansas, man sieht sogar die Vogelscheuche. Ein allgegenwärtiges Motiv, mit dem der Film die ganze Zeit über in verschiedener Ausprägung spielt, ist unterdrückte Erotik. Dabei sind hilflose, leicht bekleidete Frauen in der Opferrolle mächtigen, bösen Männern ausgesetzt. Ein Verhältnis, was sich bei den Action-Sequenzen der Fantasiewelten vollkommen umdreht und sich dann auch in den anderen Realitäten zeigt, wo die armen Opfer im Verlauf der Dinge dann bei weitem nicht mehr so wehrlos sind. Aber was bleibt bei all der Interpretation übrig? Sexistischer, stumpfer, überbordender Actionkrawall? Wer es so sehen will

Aber nein, Sucker Punch ist bei weitem nicht Snyders bester Film und hat doch einige Hänger, aber wer die optische Realisation in Höchstform von Mechs, Chicks with Guns, Katanas, Miniguns, Retroflugzeugen, epischen Schlachten mit Stil und Happy Endings, die nicht „happy“ sondern immer leicht bösartig und fies sind, mag, der sollte sich Sucker Punch unbedingt anschauen.

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14 Antworten zu „Review – Sucker Punch“

  1. Gondrino schreibt:

    Ich fand den Film super, einfach genau das, was ich an diesem Abend wollte. Wer bei sowas eine cineastisches Meisterwerk a la Blechtrommel u. ä. erwartet, ist wohl in den falschen Film gegangen. Werd mir auf jeden Fall die ungeschnittene Fassung zulegen, wenn sie rauskommt.

  2. Medizinmann schreibt:

    Ich fand Ihn enttäuschend !
    Ja, die Bilder waren schön anzuschauen, aber der Film an sich war (für Mich) Schal, Hohl und Inhaltsleer. So wie eine McDonalds Mahlzeit !
    Ich hab mich am Schluß auf das Ende gefreut, weil mir langweilig wurde

    mit gelangweiltem Tanz
    Medizinmann

  3. sirdoom schreibt:

    Ich könnte jetzt ja das althergebrachte Pseudo-Killer-Argument bringen: Dann hast du den Film nicht verstanden! Aber das lasse ich mal 😉

  4. Eismann schreibt:

    Mhhh… Schlampen mit Knarren…

  5. LabRat schreibt:

    Hmm…so recht weiß ich immer noch nicht ob ich den jetzt anschauen soll oder nicht…

  6. sirdoom schreibt:

    Man kann bei Sucker Punch inhaltlich sehr geteilter Meinung sein, aber die Optik schreit nach einem 4k Digitalkino mit großer Leinwand. Verbuchs unter Nerdporn! 😉

  7. Sigismund Dijkstra schreibt:

    Ich zitiere mal hier das Fazit des Nightwatchers:
    Was will uns Zack Snyder mit diesem Mist sagen? Dass er gerne viele Drogen nimmt? Dass er pubertäre Phantasien hat? Oder, dass er nicht weiß, wie man selber vernünftige Geschichten schreibt? Was???

    Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Fakt ist, der Film wirkt als hätte Snyder einen feuchtfröhlichen Abend mit Freunden in einem Stripp-Club verbracht, an dem sie ein bisschen darüber philosophiert haben, was es denn alles für coole Actionszenen geben könnte. Diese Ideen hat er dann genommen und mit einer ganz anderen Geschichte, die er schon immer mal erzählen wollte, zusammen geworfen und anschließend noch draufgekotzt. Fertig war das Drehbuch für „Sucker Punch“.

    Es gibt viele abgedrehte Filme die funktionieren, dieser nicht. Die Figuren sind langweilig. Die Geschichte ist völlig sinnfrei und selbst die Action, so bombastisch sie auch inszeniert sein mag, ist langweilig, weil sie ohne wirkliche Höhepunkte und Spannungsmomente auskommen muss. Dazu kommen noch die völlig talentfreien Darsteller(innen) und der Misthaufen beginnt auch schon zu dampfen.

    Da stellt sich auch die Frage, für wen dieser Film denn auch eigentlich gedacht ist? Feministinnen? Nein, dafür sehen alle Darstellerinnen wie Sexspielzeug aus. Also ist er für Männer? Nein, denn die Darstellerinnen sehen zwar wie Sexspielzeug aus, haben aber soviel Sexappeal, wie eine eine Scheibe Toastbrot. Damit kann der Film eigentlich nur auf eine Gruppe zugeschnitten sein: männliche Nerds im Alter von dreizehn Jahren, denn die würden auch bei einer Scheibe Toastbrot scharf, haben seltsame Gewaltphantasien und geben sich gern pseudointellektuell.

    Also, noch einmal zum mit-, bzw. abschreiben: Dieser Film ist nur für männliche, sozial gestörte Vor-Teenager!

    Nach „300“ und „Watchman“ – wobei ich letzten nicht als wirklich außergewöhnlich bezeichnen würde – scheint Snyder sich die selbe Krankheit eingefangen zu haben, wie das einstige Hollywood-Wunderkind M. Night Shyamalan und ich seh ihn schon einen weiteren schlechte Film nach dem anderen produzieren. Schade …

    Auf ein Wort Zack, das Titten-und-Ärsche-Prinzip bei Filmen funktioniert nur, wenn man eben jene weiblichen Körpermerkmale auch zeigt, FSK ab 16 ist dann aber nicht mehr drin.

  8. sirdoom schreibt:

    Och, es gibt auch eine R-Rated uncut Fassung die expliziter ist, aber nur auf BluRay. Lustigerweise hat der Film eigentlich dasselbe Konzept wie Inception, bloss mit mehr Geballer und Nerd-Bildern. Und wesentlich platteren Schauspielern. Macht ihn das zu einem schlechten Film? Nope! Zu einem Guten? Auch nicht wirklich. Aber, um mich selbst zu zitieren:

    …wer die optische Realisation in Höchstform von Mechs, Chicks with Guns, Katanas, Miniguns, Retroflugzeugen, epischen Schlachten mit Stil und Happy Endings, die nicht „happy“ sondern immer leicht bösartig und fies sind, mag, der sollte sich Sucker Punch unbedingt anschauen.

    😉

  9. Sigismund Dijkstra schreibt:

    Also beim besten Willen, der gesamt Streifen war grauselig und öde. Mag sein, dass er auf ein ähnliches Konzept wie Inception setzt, während letzterer es aber halbwegs gut hinbekommen hat, ist Sucker Punch schlicht gescheitert.
    Auch hier zitire ich noch mal aus meinem Zitat und passend zu dem Deinen:

    „Damit kann der Film eigentlich nur auf eine Gruppe zugeschnitten sein: männliche Nerds im Alter von dreizehn Jahren, denn die würden auch bei einer Scheibe Toastbrot scharf, haben seltsame Gewaltphantasien und geben sich gern pseudointellektuell.“

    Was die R-Rated-Version angeht, die Review vom Nightwatcher bezieht sich auf die Kinofassung und die war doch sehr substanzlos …

  10. sirdoom schreibt:

    Och, ich will den Film gar nicht „gutschreiben„, ich fand ihn bloss nicht so vernichtetnd schlecht, wie sonst überall gesagt wurde. Und schick anzusehen war er auch. Aber ich bin auch pseudointellektuell und habe Gewaltphantasien, dass mit dem Toastbrot und den 13 weise ich aber von mir. Außerdem KÖNNEN 13-jährige den Film in Deutschland gar NICHT sehen, weil es ja verboten*mit_Nazi_Akzent* ist 😉

  11. Sigismund Dijkstra schreibt:

    Dass Du nicht mhr 13 bist, kann ich sogar dank RL-Treffen bestätigen, was deine (Nicht-)Vorliebe für Toast angeht … das geht mich nix an …

    … aber jedem das seine … 😉

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