„Review – Mission Impossible 4: Phantom-Protokoll“

Eine Mission Impossible 4: Phantom-Protokoll Review kann man eigentlich nur machen, wenn man auf alle Teile eingeht und sagt, was einem mehr oder weniger gefällt, da kein Film der Reihe von der Machart wirklich ein direkter Nachfolger des anderen ist.

MI1 ist eigentlich durchaus schaubar, auch wenn sich Hardcore-Fans an Phelps Verrat erbrechen. Wenn man darüber hinweg ist, dann ist der Film ein durchaus gelungener Action-Thriller. John Woo hat dann bei MI2 gezeigt, was NICHT episch ist. Nämlich wenn man mit viel Kitsch, unheilsschwangerer Musik und mit einem Drehbuch der Marke Schweizer Käse versucht  cool und episch zu sein, sich dabei aber nur lächerlich macht. Von den Motorradstunts, wo jeder der schon mal ein Motorrad gefahren ist Kotzkrämpfe bekommt, ganz zu schweigen. Nebensächliche Info: Bei der finalen Verfolgungsjagd wechseln die Motorräder im Minutentakt die Bereifung auf magische Art und Weise. Der absolute Tiefpunkt der Reihe, der als einzige gute Szene die jeweilige Analyse durch den Bösewicht und Ethan Hunt hat, in der beide antizipieren, wie der jeweils andere vorgehen wird. MI3 ist da schon von ganz anderem Kaliber. Alias in Spielfilmlänge mit einem charismatischen Bösewicht (Philip Seymour-Fucking-Hoffman!), der den Rest des Casts eiskalt an die Wand spielt. Im Vergleich zu Teil 2 ein Meisterwerk, insgesamt meines Erachtens nach etwas besser als Teil 1. Und damit kommen wir zu Teil 4.

Ein Bombenanschlag zerstört den Moskauer Kreml, während Ethan Hunt für einen Undercover-Auftrag in der russischen Hauptstadt weilt. Die russische Regierung stuft den Anschlag als kriegerische Handlung ein, wodurch die Vereinigten Staaten gezwungen sind, das geheime Phantom Protokoll zu initiieren und jegliche Kenntnis von Hunts Tätigkeit abzustreiten. Hunt und sein vierköpfiges Team erhalten eine Gelegenheit zur Flucht, um außerhalb der Agentur weiter operieren zu können. Sie können jedoch keine weitere Unterstützung erhalten und müssen den Anschlag ohne das IMF aufklären.

Fangen wir erst mal mit dem Titel-Wirrwarr an, bei dem die Marketing-Abteilung mal wieder voll auf Crack gewesen sein muss. Da der Deutsche an sich zu doof ist, um Ghost Protocol zu verstehen, muss natürlich eine Übersetzung her. Geister- oder Gespenster-Protokoll geht natürlich nicht, also gar nicht mal so ganz dämlich Phantom-Protokoll. Doof nur, dass a) der Film sonst überall Ghost Protocol heißt und man es b) nicht mal geschafft hat die Titelsequenz zu ändern, wo Phantom-Protokoll nur als billig eingeblendeter Untertitel unter Ghost Protocol steht, womit der ganze Ansatz nun total für die Tonne ist. Hätte man sich und dem Publikum ersparen können. Mit Brad Bird hat man sich von Pixar den Verantwortlichen für The Incredibles und Ratatouille geklaut, der schon mehrfach ein gutes Gefühl für das Timing von Action und Komik bewiesen hat. Und auch bei MI4 verlässt ihn dieses Geschick nicht. Ob es der anfängliche Gefängnisausbruch, der Einbruch in den Kreml oder die Kletterpartie in Dubai ist, alles wunderbar gefilmt und choreographiert. Die Witze sitzen und sogar die Schockeffekte sind überraschender und besser als beim letzten halben Dutzend Horrorfilme, die ich gesehen habe. Auch spart man sich die vermaledeite Bourne-Wackelkamera, die in den letzten Jahren schrecklicherweise so manchen Film unanschaubar gemacht hat.Wenn man meckern wollen würde, dann darüber, dass der Film teilweise schon etwas Episodenhaft aneinandergereiht ist und das Finale nicht unbedingt die stärkste von ihnen ist. Die SFX sind top – ein direkter Vergleich mit dem Cruise-Action-Vehikel Knight & Day bringt die Offenbarung – und Brad Bird hat dankenswerter Weise darauf verzichtet in 3D zu drehen, was dem Film sichtbar gut tut. Dafür sind wir Europäer doof dran, weil wir die in IMAX-Format gedrehte Kletterpartie nicht im extragroßen Format sehen können.

Tom Cruise (u.a. Oblivion, Jack Reacher) spielt wie immer Tom Cruise, aber zum Glück sehr zurückhaltend, wesentlich selbstironischer als bisher und mit deutlichen John McLane-Anleihen (Teil 1&2), sprich er ist nicht mehr unkaputtbar, sondern bekommt derb auf das Fressbrett und humpelt auch mal durch die Landschaft. Auch das IMF-Team bekommt wesentlich mehr Screentime, wobei besonders Simon Pegg (u.a. Star Trek Into Darkness, Paul – Ein Alien auf der Flucht, The World’s End) positiv heraussticht. Jeremy Renner (u.a. Thor, Das Bourne Vermächtnis, Hänsel & Gretel: Hexenjäger und Avengers) macht seine Sache gut, auch wenn man teilweise etwas zu deutlich herauslesen kann, dass er als zukünftiger Ersatz für Cruise geplant ist. Auch Paula Patton als weibliche Hauptrolle weiß durchaus zu gefallen. Dafür sind die Bösewichte diesmal doch arg von der Stange und im Vergleich zu Philip Seymour-Fucking-Hoffman aus Teil 3 quasi nicht existent. Ausnahme ist da noch Léa Seydoux (DER neue weibliche Superstar des französischen Kinos, siehe auch Goldene Palme/Cannes 2013 für Blau ist eine warme Farbe)  auch wenn sie gar nicht zu den eigentlichen Hauptbösewichten gehört. Macht aber ehrlich gesagt nichts. Die beiden „Überraschungs-Cameos“ gegen Ende hätte man vielleicht trennen oder anders anordnen sollen, aber was solls. MI4 ist James Bond mit Stirb Langsam-Anleihen, Oceans 11 Heist-Einlagen und Widescreen-Action. Besser als Teil 3 ist er damit nicht, aber anders und gut gelungen! 4 von 5 unmöglichen Missionen!

>>> Trailer Mission Impossible 4

Disclaimer: Diese Review fand ohne jegliche Unterstützung von Paramount Deutschland statt, da diese zu bräsig sind, die Kontaktemailadressen ihrer Angestellten aktuell zu halten, eine nicht akzeptable Antwortzeit haben, ihr Bildmaterial ein Witz ist und Pressepakete bekommt man nur über den Vertriebspartner Image.net – gehört zum totalitären und absolut inakzeptablen Getty Images Bildrechteimperium – der absolut inakzeptable AGBs hat. Musste ich halt US-Quellen bemühen und selber GIMP anwerfen.

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20 Antworten zu „Review – Mission Impossible 4: Phantom-Protokoll“

  1. LabRat schreibt:

    Ich fand den auch anschaubar. Und diese Verfolgsjagd im Sandsturm muss ich bei Shadowrun auch mal machen 😉

  2. sirdoom schreibt:

    Ich fand den Trick mit der mobilen Leinwand beim Einbruch in den Kreml wunderbar. Und die Keilerei im automatischen Parkhaus hatte definitv was Shadowruniges 🙂

  3. LabRat schreibt:

    Na dann bin ich gespannt, wie du den Runnern vorher ihre Wummen abjagst und den Magier ausschaltest damit das funktioniert. 😉

  4. sirdoom schreibt:

    Ach, das geht auch mit Magiern und Wummen, wird dann halt Gun-Mage-Fu Gekloppe*g*. Wobei du mit dem Punkt ja nicht so gaaanz Unrecht hast…

  5. kks schreibt:

    wieso heisst dieser verfickte film (den ich übrigens auch sehr gut fand) hier zu lande „phantom protokoll“ und nicht „ghost protocol“?

  6. sirdoom schreibt:

    Ich zitiere aus dem Review*g* Denn eine andere Erklärung außer einer Marketingabteilung auf Crack – und einer auch ansonsten inkompetenten – kann ich mir echt nicht vorstellen…

    „Fangen wir erst mal mit dem Titel-Wirrwarr an, bei dem die Marketing-Abteilung mal wieder voll auf Crack gewesen sein muss. Da der Deutsche an sich zu doof ist, um Ghost Protocol zu verstehen, muss natürlich eine Übersetzung her. Geister- oder Gespenster-Protokoll geht natürlich nicht, also gar nicht mal so ganz dämlich Phantom-Protokoll. Doof nur, dass a) der Film sonst überall Ghost Protocol heißt und man es b) nicht mal geschafft hat die Titelsequenz zu ändern, wo Phantom-Protokoll nur als billig eingeblendeter Untertitel unter Ghost Protocol steht, womit der ganze Ansatz nun total für die Tonne ist. Hätte man sich und dem Publikum ersparen können.“

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