„Easter Promises – Teil 4 – Sturmfront“

LONGINUS: Hier stehe ich nun und schaue der Prozession hinterher, die den Sohn Gottes zur Felsenhöhle bringt. Stadtkommandant Massalla – ein totaler Idiot, den Caesar an ein Ruder gefesselt hätte, wenn er noch leben würdehat getobt und sich mit Pilatus angelegt, weil er den Delinquenten als Entmutigung für andere noch wochenlang hier hängen lassen wollte. Aber Pilatus ist hart geblieben und die Lage ist eh schon angespannt genug. War der Mob anfangs noch begeisterter Zuschauer, so ist die Stimmung mittlerweile total gekippt und es gibt Proteste gegen die Tempelpriester. Diese versuchen die Schuld auf die Römer zu schieben, aber keiner kauft ihnen das wirklich ab. Ich habe Zeugnis abgelegt, meine Entlassungspapiere bekommen und mache mich nun auf den Weg nach Haifa um mich um das Boot zu kümmern. Als ich die Stadt verlasse brennen die ersten Häuser.

Hohepriester OLIN: Der oberste Tempelpriester Marak, Massalla und die Abgesandten von Herodes Söhnen, den Nachfolgekönigen des Judäas kochen vor Wut. Proteste und Aufstände breiten sich wie ein Fegefeuer aus und werden im Laufe der nächsten Wochen alle Städte Judäas erreichen. Und Pilatus hat die römischen Besatzungstruppen kaserniert. Die Haustruppen der Nachfolgekönige und die Tempelwachen werden keine Chance haben die Lage unter Kontrolle zu bringen. Ich habe den Verdacht, dass Pilatus noch Tage, wenn nicht Wochen warten wird, bevor er eingreift, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Womit er den Beweis erbringt, dass die örtlichen Eliten nicht in der Lage sind, Gesetz und Ordnung aufrechtzuerhalten. Ich habe meine Reisepläne geändert. Ich werde nach Antiocha reisen, um am Hof des syrischen Statthalters Lucius Vitellius – einer der mächtigsten Männer des römischen Imperiums – zu retten was zu retten ist. Im Raum hinter mir setzt Marak zu einer Wutrede an, sein verzerrtes Gesicht tropft vor Speichel. Möge Jahwe uns gnädig sein.

PILATUS: Ich habe meiner Frau heute die schöne Nachricht überbringen können, dass Lucius Vitellius, der Statthalter Roms in Antiocha, mir geschrieben hat. Aufgrund der Aufstände in ganz Judäa wird das Kriegsrecht verhängt. Massala wird eingekerkert und der neue Kommandant wird ausrücken, um den Frieden wieder herzustellen. Da sie sich als inkompetent und  unfähig erwiesen haben, wird die Macht der Tempelpriester gebrochen, die Söhne Herodes werden abgesetzt und Judäa wird in die mächtige Provinz Syrien eingegliedert und von Antiocha aus regiert. Und ich habe einen Freibrief bekommen, um zu tun was immer notwendig ist, dass diese Ereignisse auch genauso ablaufen wie geplant. Meine Frau war etwas verwirrt, dass Lucius schon von den Vorfällen wusste, da dies eigentlich unmöglich war. Womit sie natürlich recht hat. Verständlich wird die Sache, wenn man weiß, dass die Nachricht das Datum von in drei Wochen trägt und ich die Nachricht schon vor sechs Monaten bei meinem Besuch in Antiocha an mich genommen habe. Man soll schließlich nichts dem Zufall überlassen.

ANNA: Bsirina, Ismuni, Nahrin, Tibelia und ich wollten nur meine Ahnen ehren und vor den Unruhen auf den Straßen flüchten und dann sind wir dem Licht begegnet. In der Felsenhöhle fanden wir die Jünger, Männer und Frauen, sogar mehrere römische Soldaten. Und einen Gelehrten, der sich über den Leib von Gottes Sohn beugte. Er wollte ihn wohl salben, steckte sein teures Fläschchen aber schnell weg, als wir ankamen. Er war sicherlich wie der Rest erschreckt über unser plötzliches Auftauchen. Doch dann spielte alles andere keine Rolle mehr, denn wie aus dem Nichts schlug Jesus von Nazareth, der Sohn Gottes die Augen auf und schnellte nach vorn. Tibelia war die erste die auf die Knie fiel und anfing Gott zu preisen, der seinen unsterblichen Sohn zum Zeichen und Triumph über die Grausamkeit der Menschen gemacht hatte. Hier wurde eine Legende geboren und wir waren dabei! Natürlich verstanden wir es, dass Jesus und seine Jünger nicht lange bleiben konnten, da sicherlich nicht alle so wunderbar auf seine Wiederauferstehung reagieren würden. Aber es waren genug Menschen vor Ort und um die Felsenhöhle herum, die Zeuge des Wunder wurden und die göttliche Nachricht verbreiteten.Möget ihr alle Gott preisen!

LUCIUS VITELLIUS: Wie die Spinne im Netz – und alle Insekten kommen zu mir gekrabbelt. Wenn alles weiter so läuft wie geplant steht den vereinigten östlichen Provinzen nichts mehr im Weg. Was als kleine, gerade irrelevante Sektenbewegung begonnen hat, ist ein Hebel geworden, der den nächsten Kaiser bestimmt. Tiberius wird schließlich nicht ewig leben. Und wenn ich nicht selbst Kaiser werde, so ist mein Machtbereich so gewachsen, dass spätestens mein Sohn Aulus Vitellius über Rom herrscht. Die Einheimischen haben nicht mal ansatzweise mitbekommen, was überhaupt geschehen ist und Maria von Migdal hat ihren Teil der Abmachung ausgezeichnet erfüllt und sich ihren Lohn verdient.

Allerdings ist es zweifelhaft ob sie und ihr Clan auch in Rom ankommen, besonders wenn man bedenkt, dass ich drei Galeeren abgestellt habe, um für ein bedauerliches Schiffsunglück zu sorgen. Aber selbst wenn sie Rom erreichen, was soll schon passieren? Der Kult wird, wie alle anderen, untergehen und stellt keine Gefahr dar. Pontius Pilatus allerdings ist eine andere Sache. Für meinen Geschmack ist er nämlich ein bisschen zu schlau und ich sollte mir auf jeden Fall etwas einfallen lassen für den Fall, dass ich ihn loswerden muss. Die Propheten dieser Zeit haben schon recht, es zieht wirklich ein Sturm auf und wenn das Unwetter vorbei ist, werden alle vor ihrem neuen Kaiser niederknien. Aber ich sollte nicht zu selbstgefällig werden, schließlich gibt es noch genug in Rom zu tun, damit auch da alle Amphoren ins Lager passen!

SIMON PETRUS: Ich liebe Haifa. Die Menschen und das Meer sind wundervoll. Und trotzdem weine ich, obwohl alles mit göttlicher Fügung passiert ist. Jesus, Maria, die Kinder, Longinus und einige andere Legionäre und Anhänger von Jesus verlassen gerade mit ihrem Boot den Hafen, während ich und viele andere zurückbleiben, um unser Werk hier fortzuführen und zu verbreiten. Das entstehende Machtvakuum und Gott werden auf unserer Seite sein. Aber ich habe Zweifel, ob diese Geschichte ein gutes Ende nimmt und ich traue Vitellius nicht über den Weg. Im Gegenteil bin ich mir fast sicher, dass er versuchen wird die losen Enden zu beseitigen. Ich bete zu Gott, für Beistand und Hilfe und hoffe das Beste. Jesus hat mir einst gesagt, dass Gebete doch auch nur Hoffnungen und Wünsche sind und es an uns liegt, sie wahr werden zu lassen. Ich hoffe wir sind stark genug dafür.

Easter Promises – Teil 1 – Der Lauf der Dinge

Easter Promises – Teil 2 – Das Kreuz mit der Verantwortung

Easter Promises – Teil 3 – Schattenspiele

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