„Triple Feature Reviews – London Boulevard – Forces Spéciales – In Time“

Ihr wollt das ich ein Gangster bin? Dann bin ich Gangster und ihr fahrt alle zur Hölle!

Mitchell, genannt Mitch, wird nach 3 Jahren aus Pentonville Prison entlassen. Sein Kumpel Billy holt ihn ab und versorgt ihn mit einer Wohnung und etwas Kleingeld. Die obligatorische Wiedersehensparty mit seinen Gangsterkollegen führt Mitch durch Zufall zu einem Leibwächter und Housekeeper-Job bei einer bekannten Schauspielerin, die von Paparazzi umlagert ein Leben im Gefängnis führt. Aber Billy hat Mitch schon an den führenden Gangsterboss vor Ort versprochen, wo er eine rasante Karriere als dessen neuer, oberster Problemlöser beginnen soll. Leider hat einer der Protegés des Bosses einen alten Freund von Mitch umgelegt und eine rasante Eskalation von Gewalt beginnt, bei der es viele Leichen und kein Happy End gibt.

Layer Cakesker UK-Gangsterfilm mit Colin Farell und Keira Knightley. Okay, nicht ganz, aber nah dran. London Boulevard ist nicht ganz so schick, sondern dreckiger, verspielter und auch abgehobener mit einer brillanten Musikauswahl und ganz wunderbaren Darstellern – David Thewlis und Anna Friel! Ein gewisser Reiz ergibt sich auch aus der Konstellation von Keira Knightley als leicht instabilem und zerbrechlichem Filmsternchen, das von der Presse belagert wird und Mitch/Farell erklärt, was die Aufgabe der Darstellerin an der Seite des Helden in einem Film ist. Fazit: Wer stylische, britische Gangsterfilme mit schwarzem Humor und bösem Ende mag, sollte da durchaus mal reinschauen.

Naive Journalistin will Taliban-Mädel retten. Großer, böser Warlord aus der Soziopathenschule samt Cambridge-Abschluss entführt sie und französische Special Forces – Forces Spéciales – die gerade erst Kosovo Kriegsverbrecher hops genommen haben, müssen ins Afghanisch-Pakistanische Grenzgebiet. Dann wird geballert, moralisiert, gelitten, geballert, gestorben, marschiert, usw.

Special Forces(„deutscher“ Titel) hat genug Budget und anständige Schauspieler(Diane Kruger, Djimon Gaston Hounsou, Denis Menochet und sogar Tchéky Karyo lässt sich mal wieder blicken!). Dazu kommen schöne Landschaftsaufnahmen aus entlegenen Gebieten in Afghanistan und Pakistan und eine nette Waffenschau der Französischen Armee. Aber all dies kann so gar nichts gegen Regie und Drehbuch ausrichten. Das Drehbuch wurde wahrscheinlich am Reißbrett entworfen vom Presseoffizier der französischen Armee, dem Kulturausschuss des Parlaments und den Schreibern von diversen schlechten Vorabend-Soaps. Man will Tränen der Sonne oder Black Hawk Down sein, aber man will gleichzeitig auch Rambo sein und Kulturfilm. Was überraschenderweise vollkommen schief geht. Dazu kommt ein Regisseur, dem man die automatische Überblendefunktion seiner Handykamera mit Gewalt wegnehmen und ihn öffentlich auspeitschen müsste, ob des Schrotts den er da verbrochen hat. Da kommen auch die durchweg gar nicht schlechten Schauspieler nicht gegen an. Übrig bleibt schleimige und schlechte Propaganda für die französische Armee. Wer einen anständigen Kriegsfilm in der Richtung sehen will, bleibt bei Black Hawk Down und Tränen der Sonne. Wer anständigen Gun Porn und die volle Ladung Patriotismus haben will, wartet auf Act of Valor, da ist wenigstens drin, was der Trailer verspricht.

In der Zukunft herrscht eine neue Form eines weltweiten Wirtschaftssystems vor. Die Währungen wurden durch Lebenszeit ersetzt, die wie Geld verdient und ausgegeben, sowie auch verschenkt oder gestohlen werden kann. In dieser Zukunft endet der Alterungsprozess eines jeden Menschen aufgrund einer Genmanipulation im Alter von 25 Jahren. Um eine Überbevölkerung der Erde zu vermeiden, bleibt danach eine restliche Lebenszeit von einem Jahr, die von einer implantierten Uhr auf dem Unterarm als Countdown angezeigt wird. Läuft diese Uhr ab, stirbt der Träger. Zusätzliche Zeit kann danach nur durch Arbeit, Schenkung oder Diebstahl hinzugefügt werden. Die Reichen leben so gut wie ewig, während die Armen früh sterben. Die gesamte Welt wurde in Zeitzonen aufgeteilt, in denen die unterschiedlichen sozialen Schichten leben.

Will Salas (Justin Timberlake) lebt in Ghetto von Tag zu Tag, immer auf der Suche nach Arbeit und Zeit. In einer Bar rettet er dem lebensmüden „Multi-Zeit-där“ Henry Hamilton das Leben. Aber dieser meint es ernst, schenkt Will seine Restzeit und begeht dabei Selbstmord. Was die Timekeeper, sprich die geringfügig faschistoide Zeitpolizei auf den Plan ruft. Denn das Verschenken großer „Summen“ könnte das ganze Währungssystem ins schwanken bringen. Will flieht in einer der Reichenzonen, wo er ein reiches Töchterchen mit großartigen Daddy-Issues (Amanda Seyfried), was  aus den sozialen und kulturellen Umständen wirklich mal verständlich ist, und setzt sich endgültig auf die Abschussliste…

In Time03In TimeDeine Zeit läuft ab ist eine Art Kompromiss. Regisseur Andrew Niccol, der auch für die grandiosen Gattaca, Truman Show und Lord of War verantwortlich war, bastelt hier eine muntere Mischung aus Flucht ins 23. Jahrhundert (Logan’s Run/die Lebenstimer), Running Man, Robin Hood und etwas Bonnie und Clyde, alles garniert mit prominenten Jungstars und guten Nebendarstellern. All dies dann verpackt in einen schicken und gut gefilmten Retro-Zukunfts-Look. Bei den Schauspielern ist Timberlake erstaunlich erträglich, Cillian Murphy bis auf einig Drehbuchaussetzer wie üblich unglaublich gut, Seyfried wird dann doch etwas von der Rolle eingeschränkt. Witzig ist „Leonard Hofstadter“ als Salas‘ bester Freund. man erwartet die ganze Zeit „Sheldon„, bzw. in diesem Zusammenhang „Sheldor“ als großen bösen Diktator auf der anderen Seite.

Auch Olivia Wilde als Salas’/Timberlakes Mutter, die real jünger ist als er, ist ein schicker Einfall zur Demonstration der Probleme dieser Gesellschaft, in der Geld wirklich Zeit und damit Leben ist. Dabei ist die Kapitalismuskritik vergleichsweise leicht verdaulich und teilweise witzig verpackt. Also beide Daumen hoch? Leider nein. Niccol verheddert sich hier doch ziemlich. Die Prämisse der Welt ist wundervoll, aber zwischendrin haben sich Logiklöcher erstaunlicher Größe angesammelt. Auch versucht der Film einfach zu zwanghaft tiefgründig UND hip zu sein. Dazu kommen doch eher überschaubare Action- und Schauwerte. Fazit: Weit entfernt von mies, kann man sich wirklich mal anschauen. Im Vergleich zu Niccols sonstigen Werken aber doch etwas mau.

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13 Antworten zu „Triple Feature Reviews – London Boulevard – Forces Spéciales – In Time“

  1. Andai schreibt:

    Bei Act of Valor bin ich echt am überlegen, denn gerade der Trailer spricht sehr an und ich war schon immer ein Fan der S.E.A.L.s, allerdings bin ich kein großer Fan von amerikanischer Propaganda und auch wenn ich weiß, dass die Jungs dort (denn trotz Akte Jane gibt es bei den Seals keine Frauen :D) dort mit ihrem Leben und höchstem Einsatz dabei sind, so sind die Ziele, die sie manchmal erreichen müssen nicht unbedingt für die Welt von größerem Nutzen, als für die kleine Welt der USofA und ihrem Drang nach Selbstbeweihräucherung als Weltpolizei^^.

    Nichts desto trotz, ich denke der Film wird sehr gut sein und werde ihn mir anschauen.

    In Time fand ich persönlich als unterhaltsames Popconkino, trotz diverser Logiklücken sehr entspannend.
    London Boulevard hatte ich letztes WE in der Hand, aber die Dame des Hauses wollte eher etwas *verstörendes/pyschologisches sehen (Stone – ich fand den etwas…nun blaß, trotz top schauspieler und es fehlte so irgendwie etwas).
    Forces Speciales reihe ich in die Regie der franz. Filme ein, die zu 95% Mist sind (selten mal ein kleines Lichtlein dabei, aber selbst La Femme Nikita fand ich so abstrus, unlogisch, voller Lücken und mieserabel geschauspielert…..und auch kürzlich Requiem for a killer (http://www.filmstarts.de/kritiken/183098.html) gesehen…die Franzosen drehen irgendwie Filme, wo ich immer das Gefühl habe, das die Hälfte fehlt oder nur im Kopf des Regiesseurs und der Schauspieler abgeht. Damit hätte ich an sich nicht das Problem, aber manchmal sind das so gravierende logische Dinge, die dann dazu führen, dass der Film arg zusammengestückelt/konstruiert und abstrus wirkt.) Naja. Aber danke für deine Rezessionen, mag die irgendwie ^^.

  2. sirdoom schreibt:

    Act of Valor IST Propaganda-Gun-Porn, den ich mir nur anschauen werde, wenn ich gerade mal wieder meinen Patriotischen habe 😉 Aber im Gegensatz zu Special Forces ist er unglaublich gut und wenigstens halbweg spannend!

    Also französische Filme sind so eine Sachen und reichen meist von etrem genial bis total daneben. Banlieue 13 Teil 1&2 war ziemlich cool – auf dt. afaik „ghettoganz“ oder sowas – Pakt der Wölfe kennst sicherlich, der eigentlich ziemlich coole Mindfuck „Immortal“ ist auch aus Frankreich. Und The Divide, den ich heute gesehen habe, hat – obwohl US-produziert – was sehr französisches…*g*

  3. Andai schreibt:

    Damit zählst du nahezu die einzigen Filme auf, die ich auch gut fand, wobei die beiden Banlieue Filme primär durch Les Parkour und Cyril Raffaeli und David Belle bestechen, die Story ist mehr Beiwerk, wenn auch recht ok. Pakt der Wölfe ist def. einer der wirklich guten franz. Filme, es ist wie mit deutschen Filmen, man kann es nicht pauschal schlecht reden ^^.
    The Divide fiel mir gestern in die Hände, klingt recht ansprechend vom Inhalt her, gerade Frauchen steht ja auf diese psychofilmchen über menschliches Gebären usw ^^.

  4. sirdoom schreibt:

    Na ja, wenn ich mir alleine wieder den Deutschen Filmpreis 2012 anschaue. Und das einzig ansehbare(Hell und Anonymus) wurde beides aus Hollywood von Roland Emmerich gefilmt/produziert. Da ist der französische Film schon um Längen besser. Aber die haben halt auch ihre ganz eigene Art zu filmen und da kommen manchmal auch ganz abstruse Sachen raus. Aber lieber etwas speziell als dieser öde, langweile und abgedroschene deutsche Kram!

    Review zu The Divide kommt morgen 😉

  5. Andai schreibt:

    Da vermag ich dir def. nicht zu widersprechen. Manchmal wurmt nur, dass die Froschschenkel-Genießer Filme machen, die so viel Potential haben und auch nicht total verhunzt sind, aber eben manchmal doch etwas ZU speziell ^^

  6. sirdoom schreibt:

    Ok, da das SR-Gewinnspiel dazwischen gekommen ist, gibts die Review zu The Divide am Donnerstag oder Freitag…

  7. Andai schreibt:

    HiHi, na bis dahin hab ich den gesehen, mal sehen, was sich deckt ^^.
    Und BTW: Act of Valor ist gut, finde ich, trotz Ami-Propaganda, aber wirklich gut gemacht…Iron Sky wiederum enttäuschend, sehr enttäuschend.

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