Nachdem ich für Olympus Has Fallen gerade erst 4 von 5 MP5s vergeben habe, ist es irgendwie fies, was ich jetzt World War Z antue, aber bei Gott, sie haben sich den Verriss verdient. Noch viel unfairer: Insbesondere, weil die Presse aus welchen Gründen auch immer so positiv darüber berichtet. Natürlich ist der Film wenn man mal alle Fünfe gerade lässt, wesentlich schaubarer und unterhaltsamer als ich es jetzt darstelle, aber manchmal muss man auch den Hammer rausholen.
World War Z ist die von katastrophalen Problemen geplagte Verfilmung von Max Brooks‚ Zombie Invasions/Apokalypsen/Reise-Roman World War Z: An Oral History of the Zombie War (deutscher Titel: Operation Zombie: Wer länger lebt, ist später tot – Haha, da hatte der Verlag einen kleinen Anfall von 70er Jahre Titelhumor, die Scherzkekse die) und hat mit diesem Erfolgsroman abseits des Titels im Grunde genommen nichts zu tun.
Handlung: Virusattacke rund um die Erde, die Großstädte werden zur tödliche Falle und das Militär von Zombies überrannt. Man schickt den Ex-UN-Ermittler Brad Pitt – ich spare mir mal den Charakternamen, interessiert eh keinen, wird so gut wie nicht erwähnt und es ist halt Brad Pitt – zum ermitteln von Südkorea, über Jerusalem nach Cardiff, wo er jedes Mal den Engel des Todes personifiziert, sprich Nebencharaktere sterben wie die Fliegen. Bis er eine mittelmäßig dämliche, vorläufige Lösung findet und die Welt neue Hoffnung schöpft. Familienzusammenführung, heroische Widerstandsszenen überall auf der Welt, Fortsetzung angeplant.
Aber wo ist denn nun das Problem? Trotz der Produktionsprobleme hat die Presse wohlwollend reagiert und bisher scheint der Film auf der Erfolgsspur zu sein. Leider muss das nichts heißen. Fangen wir bei Regisseur Marc Forster an, der einfach keine Actionfilme drehen kann – er hat ja auch schon den James Bond Ein Quantum Trost zerschossen – weil er kein Verständnis für Film- und Kameratechnik hat. Immer wenn er Totalen zeigt, ist alles in Ordnung, aber sobald es in die Nahaufnahme geht will man speien. Wackelkamera, hektische Schnitte die Action simulieren sollen und im Endeeffekt einfach nur Dreck sind. Außerdem fragt man sich wie andere Regisseure es hinbekommen Nachtaufnahmen trotzdem so auszuleuchten, dass man was erkennen kann, während Forster sein Millionenbudget im Dunkeln verfaulen lässt.
Zu seiner Verteidigung muss man anführen: Wer blutige Zombiefilme als PG-13 ohne Blut drehen muss, ist halt vom Studio angearscht worden. Gute Regisseure hätten da vielleicht trotzdem noch was draus gemacht, aber nicht Forster. Dazu kommen eher so mittelmäßige Spezialeffekte, bei denen sich anscheinend so einige CGI-Firmen gesund gestoßen haben, wenn man bedenkt, was der Kram gekostet hat. Vielleicht hätte man sich etwas mehr auf das Drehbuch konzentrieren sollen, was an vielen Stellen einfach – nach mehrmaliger Überarbeitung und die Vorgängerversionen sollen noch wesentliche mieser gewesen sein – nicht funktioniert. Und genau genommen ziemlich frauen- und kinderfeindlich ist.
2. Szene, Familie Pitt bestehend aus Brad Pitt, Ehefrau, großer Tochter und kleiner Tochter im Stau in Philadelphia. Zombieausbruch, Pitt hat die Idee hinter dem durchbrechenden und Autos wegschiebenden LKW in der Schneise der Verwüstung abzuhauen. Gute Idee. Leider ist das zu viel für die kleine Tochter, die sich losschnallt und im Fußraum des Autos verkriecht, weswegen beide Eltern sich nach hinten umdrehen(!) und versuchen die blöde Göre zum anschnallen zu überreden. Ergebnis: Bämm, Unfall. Szene Nr. 4, mit geklautem Wohnmobil auf Landstraße unterwegs, Tochter bekommt Asthmaanfall – die blöde Göre hat natürlich KEIN Asthmaspray dabei, OBWOHL in der Auftaktszene extra gesagt wurde „Blöde Göre, denk an dein Asthmaspray!„. Vielleicht hätte es geholfen gleich mit zu erwähnen „sonst lassen wir dich bei den Zombies verrecken!„. Aufgrund des Asthmaanfalls muss man anhalten und was passiert? Natürlich springt die Karre erstmal nicht mehr an. Bravo! Aber es geht weiter. Brad Pitt ruft über Satellitentelefon seine Frau auf Navyschiff an, während er in Südkorea ist. Weil er seine Frau nicht lange genug romantisch vollseiert und die Verbindung getrennt wird, wartet sie extra genau so lange ab, bis Pitt mit den Soldaten versucht an den Zombies vorbei zu schleichen, um das Flugzeug wieder aufzutanken, DANN ruft sie ihn an und tötet damit eine ganze Militäreinheit. DANKE! Als der Admiral die Bande von unheilbringenden Todesengeln etwas später vom Schiff wirft, ist man regelrecht erleichtert. Sie spielen dann auch bis Ende des Films keine Rolle mehr. Währenddessen ist Pitt in Jerusalem, wo man sich mit riesiger Mauer und Gunships, die diese überwachen, schützt. Im Eingangsbereich dieser Festung ist dann friedlich Völkerverständigung und man singt die lokale Fassung von Kumbaya my Lord. Mit Lautsprecher! Obwohl man weiß, dass Lärm die Zombiehorden anlockt. Ca. 20 Gunships bemerken nicht, wie sich Zombiehorden an der ansonsten ungesicherten Mauer in Ruhe auftürmen und dann schwappt die Welle rüber und Jerusalem wird vernichtet. Thanks for breaking it, Hippies…
Im Finale wird dann plötzlich auf Schleichaction gemacht und man wünscht sich sehnlichst, dass der ursprünglich in Moskau gedreht Showdown – den man verworfen hat, weil Pitt darin angeblich als viel zu brutaler Einzelkämpfer rüber kam – durch Gottes Intervention eventuell doch noch gezeigt wird. Aber nein, so viel Glück hat man nicht. Stattdessen tauchen die Weiber der Verdammnis wieder auf und diverse Fortsetzungen werden einem angedroht. Einfach nur schrecklich.
Der Haken an der ganze Sache, abgesehen vom miesen und zerstückelten Drehbuch, sowie den technischen Unzulänglichkeiten des Regisseurs und Kameramannes ist folgender: Grundsätzlich weiß World War Z einfach nicht, was er sein möchte. Blockbuster-Action? Handlungsgetriebener Seuchen-Thriller, wie der ziemlich gute Contagion von Soderberg? Psychologischer Survival-Horror? Für nichts wird sich entschieden und die Aneinanderreihung der verschiedenen Subgenres verreckt an der Ziellosigkeit und der Unfähigkeit der gesamten Crew. Wertung: Höchstens 1 von 5 Untoten. Wobei das hier wie gesagt ein Verriss ist, da ich mich unglaublich geärgert habe. Wenn man bereit ist einen Haufen Klischees und Unzulänglichkeiten zu ignorieren, dann ist der Film weitaus unterhaltsamer als ich ihn hier aburteile und Brad Pitt macht seine Sache ja gar nicht so schlecht. Wer sich also zutraut voller Gnade das Kino zu besuchen, könnte daran durchaus Gefallen finden. Ich empfehle aber trotzdem eher das Buch zu lesen und sich die Kinokarte zu sparen. Ich hingegen schau jetzt das Dawn of the Dead-Remake und gleich danach Doomsday Uncut in der Kannibalen-Grillparty-Fassung an.
Habs mir angeschaut. Bleibt ein zwiespältiges Gefühl zurück. Der Film ist nicht Fisch nicht Fleisch. Leider. Gute Ideen, schlecht umgesetzt. btw. die Nachtszenen fand ich ok.
^^Viel zu fair 😛 Aber ich putz nächstes mal meine Brillengläser 😉
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Honest Movie Trailers ist auch nicht begeistert 😀
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