Crystal Thompson (Kristin Scott Thomas) ist die Chefin eines Drogenringes und ihre beiden von ihr abhängigen und misshandelten Söhne leiten für sie das Geschäft im thailändischen Bangkok von einem Boxclub aus. Während sich Julian Thompson (Ryan Gosling) hauptsächlich um den Club kümmert, sorgt sein älterer Bruder Billy (Tom Burke) sich um die Drogengeschäfte. Nach einem arbeitsreichen Tag im Sumpf des Verbrechens sucht er sich eine minderjährige Prostituierte und schlägt sie tot. Der zum Verbrechen gerufene Polizeileutnant Chang (Vithaya Pansringarm), der feudale Selbstjustizarm des Viertels, sorgt dafür, dass der Vater der Toten Billy tötet, woraufhin Crystal nach Bangkok fliegt, um Julian anzustacheln, für Revanche zu sorgen. Das setzt eine Spirale von Gewalt in Gang, die unaufhaltsam dem Ende entgegenrennt.
Only God Forgives wird geliebt oder gehasst. Die einen sehen hohe Kunst darin, die anderen nur Müll. Wer sich eine besonders schöne Schmähkritik ansehen will, kann gerne dem Bokelberg lauschen [Link: Menschenverachtender Scheißdreck]. Aber kommen wir mal zu etwas mehr Kontext. Only God Forgives ist der Nachfolger des von mir sehr gemochten Drive, allerdings nur in Hinsicht auf Nicolas Winding Refns handwerkliche Erkennungsmerkmale.
Wer Drive in Bangkok erwartet wird fürchterlich enttäuscht werden. Refn führt dabei aber auch alle fürchterlich aufs Glatteis, denn der im Laufe des Films immer hypnotischer werdende Soundtrack, die kunstvolle Bildgestaltung, wo jede Einstellung durchdachter und besser aussehend ist als ein kompletter Standard-Hollywoodfilm und Gosling in der Hauptrolle, führen einen gekonnt in die Irre. Only God Forgives ist Drama, freudscher Abgrund und ein sperriges Stück Kino, das so tut, als ob es bei Tarantino mitspielen will, nur um sich dann eiskalt und unzugänglich zu geben. Refn geht dabei aufs Ganze. Er zerstört den von ihm „erschaffenen Lone Ranger“ Gosling mit geradezu sadistischer Freude.
In einem Interview sagte Refn, er wolle fortan seine Fetische und psychologischen Abgründe pflegen. Und das macht er, konsequent und unerbittlich. Ob das Kunst oder inhaltsleerer Unsinn ist, hängt ganz vom Standpunkt ab. Wenn man sich darauf einlässt, dann ist Only God Forgives ein wunderbar gefilmter, blutiger Fiebertraum der psychotischen Abgründe. Wenn man das nicht tut, dann ist der Film ein Haufen schön gefilmten Drecks. Absolut empfehlenswert ist der Film natürlich für alle Gosling Fangirls & -boys, da Refn zeitweise eindeutig nur Gosling- und Scenery Porn dreht. Seid mutig, love it or hate it…
Empfehlung: Auf englisch schauen, die deutsche Synchro ist ganz schrecklich, was besonders auffällt, weil gar nicht so viel Text im Film vorkommt.
Kommentar von Schnittberichte.com: „22.06.2013
Only God Forgives bekommt unzensiert FSK 16-Freigabe
Nach Berufung dürfen auch Jugendliche ins Kino“
Das heißt, wir können das theoretisch auch problemlos hierzulande kaufen, ohne befürchten zu müssen, ein teilzensiertes Produkt zu erhalten. 🙂 Sehr schön – aber dennoch, ein Gewaltfilm ab 16? 😐
Vielen Dank für die Rezension, meine Neugier wurde geweckt. 🙂
Refn hat „anerkannter Künstlerbonus„, da bekommt man mehr durch. Realistisch betrachtet wäre OGF wohl eine FSK 18.
Wobei das System des medialen Jugendschutzes in Zeiten des Internetes natürlich eh sowas von tot ist, weshalb Jugendschützer andauernd nordkoreanische Verhältnisse fordern. Nicht wegen des Jugendschutzes, sondern weil man am Job hängt 😉
BTW, auf Schnittberichte gibt es ein Bonmot zur Verfilmung von Feuchtgebiete, was mich eigentlich nicht weiter interessiert, aber der FSK 12 Trailer ist u.a. bei Youtube runtergeflogen, bzw. wegen „sexuell expliziter und aufreizender Inhalte“ als nicht jugendfrei von der Plattform verbannt bzw. für werbliche Nutzungen gesperrt. [Link]
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