Zum Ende des Jahres gibt es dann noch eine Doppelreview von Der Hobbit – Eine unerwartete Reise (die hatte ich damals verlegt hatte) und Der Hobbit – Smaugs Einöde.
Sechzig Jahre vor den Ereignissen aus Der Herr der Ringe sucht der Zauberer Gandalf der Graue Bilbo Beutlins Hobbithöhle auf und schlägt ihm ein Abenteuer vor, doch Bilbo hat kein Interesse daran, sein beschauliches und sicheres Leben aufzugeben. Gandalf markiert daraufhin unbemerkt Bilbos Tür mit einer Rune, und dieser erhält dann eines Abends überraschend Besuch von 13 hungrigen Zwergen, die sich nach der Plünderung seiner Speisekammer mit Gandalf beraten. Thorin Eichenschild plant, mit den anderen Zwergen (Balin, Dwalin, Oin, Glóin, Kili, Fili, Dori, Nori, Ori, Bifur, Bofur und Bombur, aber ohne Unterstützung seines Vetters Dain) zum Einsamen Berg zu gehen, durch eine Geheimtür in den Berg einzudringen und Drachen Smaug zu vertreiben, damit das Zwergenkönigreich Erebor wieder zu neuem Glanz erwacht.
Bilbo erhält ein Angebot, sich als Meisterdieb vertraglich der Gruppe anzuschließen, da die Unauffälligkeit den Hobbits angeblich im Blut liegt. Bilbo wird nach anfänglichem Zögern schließlich doch von seiner Abenteuerlust gepackt und schließt sich der Gruppe an. Noch wissen unsere Helden nicht, dass dunkle Kräfte über die Reise Bescheid wissen und ihren Erfolg um jeden Preis verhindern wollen. Unter ihnen der totgeglaubte, orkische Kriegsherr Azog, der einst durch Thorin Eichenschild einen Arm verlor und nach Rache dürstet. Und dann geistert da noch ein Nekromant durch die Lande, dessen Macht auf eine Verbindung nach Mordor hinweist.
Ich mag die Welt von der Herr der Ringe genauso wie ich die Filme mag. Allerdings kann Tolkiens Vorlage manchmal schon etwas sehr laaaaang und ausschweifend sein, weswegen ich einige Auslassungen von Peter Jackson sehr begrüßt habe und selbst so erfordern die Filmfassungen ja einiges an Sitzfleisch, wenn man ehrlich ist. Bei Der Hobbit ist es anders herum. Hier hat Jackson die Handlung des doch recht dünnen Buches zwangsläufig erweitert und viel tiefer in den großen Kontext des Ringe-Universums eingebettet, was natürlich prompt ebenfalls zu Kritik geführt hat, die ich aber in diesem Punkt so gar nicht teilen kann. Gerade der bedrohliche Hintergrund des Ringe-Universums, der über der Reise schwebt, verleiht der ganzen Sache zusätzlichen Reiz. Außerdem wäre der Hobbit sonst alleine auch wirklich etwas sehr mager, ein Thema was uns noch beschäftigen wird.
Mein größtes Problem stellte im Kino eher die technische Seite dar. Der Hobbit – Eine unerwartete Reise wurde in 3D-HFR geschossen, wobei das 3D gar nicht störend ist, aber das HFR sich ziemlich unschön auswirkt. Der positive Punkt, dass durch die höhere Framerate von HFR bei Kameraschwenks in der Totalen die Ruckler ausbleiben und das Bild absolut ruhig bleibt, ist zu begrüßen. Aber der hyperrealistische Look von HFR will gerade zu einem Fantasy-Film nicht wirklich passen und zerstört die Illusion. James Cameron hat gleich gesagt, dass man lieber auf HFR60+/fps warten soll, da dies bei allen Vorteilen der hohen Framerate wieder nach Kino aussieht. Und was Technik angeht, vertraue ich Cameron einfach mal.
In der normalen Fassung ohne HFR sieht die Sache doch schon wesentlich stimmiger aus und fühlt sich haargenau wie Der Herr der Ringe an, so dass es im technischen Zusammenhang nichts mehr zu meckern gibt. Der Soundtrack ist auf Herr der Ringe-Niveau und bei den Schauspielern hatte Jackson mal wieder ein glückliches Händchen, ganz ab von einer Unmenge an Gastauftritten aus dem Personal des großen Filmbruders. Aber kommen wir mal zur narrativen Seite des Films.
Was immer gerne vergessen wird: Der Hobbit ist ein Kinder-Abenteuerbuch mit Furzwitzen und weitaus mehr derben Humor, als der Herr der Ringe. Jackson hat dies stark abgemildert und die Welt dunkler und epischer gemacht, aber seine Herkunft kann das Material natürlich trotzdem nicht verbergen. Weshalb es allerdings auch lächerlich ist, da einen Vorwurf zu konstruieren. Im Gegenteil ist Der Hobbit – Eine unerwartete Reise gerade dadurch leichter verdaulich und ein angenehmer Unterschied zum Mammutpathos von Der Herr der Ringe, obwohl Jackson viele übergeordnete Elemente eingebaut hat und gnadenloses Foreshadowing betreibt, was dem Film aber so gar nicht schadet, sondern für eine angenehme Mischung aus reinem, amüsantem Fantasy-Abenteuer und etwas Größerem sorgt! Das größte Manko Jacksons taucht aber auch hier wieder auf. Er kann sich selber nicht sattsehen und kann eine Szene einfach nicht enden lassen. Womit wir wieder bei der Überlänge sind. Das wäre alles auch in unter 120mins statt der 169mins – 182mins (Extended Version) gegangen, auch weil so viel im ersten Teil gar nicht passiert. Aber Herr der Ringe-Fans sind ja Sitzfleisch-trainiert.
Womit wir dann zum zweiten Teil kommen, Smaugs Einöde, der direkt anschließt und sich große Erklärungen auch einfach mal spart, was ebenfalls darauf hinweist, dass in Eine unerwartete Reise gar nicht so viel passiert ist.
Bilbo Beutlin (Martin Freeman), der große Zauberer Gandalf (Ian McKellen) und die 13-köpfige Zwergengruppe um Anführer Thorin Eichenschild (Richard Armitage) nicht mehr weit vom Ziel ihrer Reise, dem Berg Erebor entfernt. Die Abenteurer werden jedoch noch immer vom hasserfüllten Orkkönig Azog (Manu Bennett) verfolgt. Auf der Flucht gelangt die Gruppe in die dunklen Gefilde des Düsterwalds, wo sie sich gegen Riesenspinnen wehren und der Gefangenschaft von Waldelben entfliehen müssen, die ein tiefes Misstrauen und eine herzhafte Abneigung gegenüber Zwergen hegen. Weitaus schlimmer ist noch, dass der große Drache Smaug (Benedict Cumberbatch) im Innern der Festung Erebor aus seinem Schlaf erwacht und die Menschen der nahen Seestadt bedroht.
Smaugs Einöde punktet schon mal damit, dass das HFR diesmal wesentlich besser integriert wurde und Smaugs Einöde in dieser Fassung wieder wesentlich vertrauter aussieht [Link: Toned down „HD-video“ look], auch wenn bei den Orks mehr neuseeländische Marines und weniger reine CGI-Orks wünschenswert gewesen wären. An Filmmusik, Schauspielern und SFX gibt es aber ansonsten nichts groß zu meckern. Die Einführung der Elbe Tauriel (Evangeline Lilly) gefällt mir sehr gut und tut der „Wiener-Party“ erstaunlich gut, auch wenn ihr Handlungsstrang nicht optimal genutzt wird. Legolas (Orlando Bloom) wird sein Poser-Image hingegen wohl nie mehr los.
Für Sherlock Holmes Fans ist das Aufeinandertreffen von Freemans Bilbo und Cumberbatchs Smaug natürlich ein besonderes Fest. Allerdings hat Peter Jackson auch hier mal wieder die Zeit vergessen und so großartig es auch anzuschauen ist, sieht man doch irgendwann eine Gedankenblase von Bilbo à la „Jaja, laber nur weiter, immerhin geh ich solange noch nicht drauf! Hier muss doch irgendwo ein Ausweg sein!„, die 15mins später in Richtung „Es reicht, friss mich jetzt endlich auf!“ tendiert.
Immerhin hat sich Jackson dazu entschlossen die immer noch magere Story diesmal durch weitaus mehr Action etwas besser zu kaschieren, was auch ziemlich gut funktioniert, obwohl auch Smaugs Einöde wieder viel zu lang ist. Aber daran sollten wir uns ja mittlerweile wirklich gewöhnt haben. Den Fan wird das alles sowieso nicht interessieren, ist ja schließlich auch alles Jammern auf ziemlich hohem Niveau. Der Hobbit – Eine unerwartete Reise bekommt 3,5 von 5 blutdürstigen Orks, Der Hobbit – Smaugs Einöde verdient sich sogar 4 von 5 gruseligen Großdrachen!
Kann ich so nicht teilen.
Entweder hätte man aus dem Hobbit einen schicken Kinderfilm machen können, in den auch Papa und Mama ganz gern mitgehen(mal ehrlich, die Trolle sind toll 😉 ) – das wäre dann nach einer Stunde zu Ende und fertig ODER
man betreibt das von dir beschriebene Foreshadowing, lässt die Furzwitze weg und macht einen gnadenlos guten Action/Fantasyfilm daraus. Gerne auch in drei Teilen, Trilogien sind ja noch immer angesagt.
Wären beides gute Filme gewesen.
Beides in einem Film zu versuchen funktioniert für mich überhaupt nicht, erweckt bei mir eher den Anschein als hätte man Angst daß nur mit der Hobbit-Handlung zu wenig an den Kassen eingespielt würde.
Hach, ein Guillermo Del Toro Hobbit in 2 Teilen wäre schon shiny gewesen. 🙂
Ich finde auch man sollte entscheiden ob ein Kinderfilm oder Aktion/Fantasy Film produziert wird. Bisschen für Kinder, bisschen für Erwachsene hat nicht so gut gepasst.
Wobei es mich imho nicht so großartig gestört hat, es wäre BESSER gewesen, wenn man sich klarer entschieden hätte, aber es zerstört jetzt imho keineswegs den Film^^
Nach der „unerwarteten Reise“ kam mir irgendwie die Frage hoch, ob da eigentlich irgendwas passiert ist. So außer epischen Kameraschwenks über neusee…ähh…mittelerdische Landschaften. Irgendwie waren das 3 Stunden hochgradig unterhaltsame „Langeweile“ 😉
*g* In letzter Zeit die 3 Director’s Cut Fassungen von HdR mal am Stück gesehen? 😉
Also mich hat der Film angemessen unterhalten. Abgesehen von einer Szene blieben großartige Wow-Effekte aus…
Die Szene war aber richtig intensiv, als dieser ziemlich cool gemachte Drache plötzlich sprachlos war und die Filmmacher es geschafft haben, seine Gier und seine Sucht für mich fast körperlich greifbar zu machen. Großartige Szene. Echt Sahne.
^^+1 😀
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