Nach einem katastrophalen Versuch die globale Erwärmung zu stoppen, versinkt die Erde in einer neuen Eiszeit. Seitdem rasen die wenigen Überlebenden in einem massiven, überlangen Zug, dem Snowpiercer, durch die Eiswüsten, ohne jemals anzuhalten. Innerhalb des Zuges herrscht strikte Klassentrennung: Die große Masse lebt in elenden Verhältnissen im hinteren Zugteil, während eine kleine, reiche Minderheit in den vorderen Waggons ihren Luxus genießt. Doch unter den Ärmsten macht sich Revolutionsstimmung breit.
Curtis (Chris Evans) und sein Kumpel Edgar (Jamie Bell) planen zusammen mit ihrem Mentor Gilliam (John Hurt) einen Aufstand und wollen Zugkonstrukteur und Diktator Wilford (Ed Harris) und seine Schergen, wie z.B. Ministerin Mason (Tilda Swinton), stürzen. Mit Hilfe des koreanischen Sicherheitsspezialisten Namsoong (Song Hang-ko) und seiner Tochter Yona (Ko Ah-seong), die sie aus dem Zuggefängnis befreien, versuchen sie sich durch die Sicherheitsschotts bis in den vorderen Teil des Zuges durchkämpfen. Denn nur wer die Macht über „die Maschine“ ausübt, kann gewinnen.
Basierend auf den französischen Comics Schneekreuzer (Le Transperceneige) von Jacques Lob, Benjamin Legrand und Jean-Marc Rochette, darf sich der durch The Host bekannt gewordene südkoreanische Drehbuchautor und Regisseur Bong Joon-ho jetzt mal so richtig austoben. Wer einen reinen SciFi-Actionkracher erwartet wird dabei ebenso enttäuscht werden wie diejenigen, die auf eine hochverkopfte, intellektuelle Geschichte hoffen. Und die Fraktion der „Das ist aber nicht logisch, weil der Zug viel zu lang und Innen größer als Außen ist und…“ – Quengler kann es sich auch einfach gleich sparen den Film zu sehen oder irgendwas dazu zu sagen.
Bong Joon-ho inszeniert hier filmisches Theater, Drama und Tragödie zum Thema Class Warfare, verpackt als Ballett voller Gewalt. Dabei pflastern Symbole und Motive den Weg der Helden vom Zugende bis zur Spitze und gipfeln in der Dekonstruktion des Systems. Das System funktionierte bislang nur, weil es ohne Rücksicht auf Verluste ausbeutete und sich dabei trotzdem als alternativlos darstellte. Ein Ausweg ist also nur möglich, wenn man die Ketten der zugrundeliegenden Realität sprengt. Was brutale Opfer verlangt. Aber ist das wirklich schlimmer als die herrschenden Zustände? „There is only one hell: the one we live in now.„
Dabei kann sich Bong Joon-ho über ein wunderbares Schauspieler-Ensemble freuen, bei dem Chris „Captain America“ Evans nicht herausragt, aber erstaunlich gut spielt. Tilda Swinton ist einfach nur göttlich und stiehlt jedes Szene, derer sie habhaft werden kann. Alison Pill (Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt) liefert eine bezaubernd, verstörend-bösartige Darbietung in Gehirnwäsche ab, während Song Hang-ko & Ko Ah-seong schlafwandlerisch auf ihrer ganz eigenen Mission sind, die man erst ganz zum Schluss richtig versteht. Snowpiercer ist eine echte Empfehlung, geht mit dem Thema weitaus weniger platt um als Elysiumund staubt extrem verdiente und satte 4 von 5 blutig vor sich hinratternden Hochgeschwindigkeitszügen außer Kontrolle ab!
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Visual Breakdown of Snowpiercer
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