„Shadowrun Schattenstädte 2071 Cut Material“

Schattenstädte war der erste in einer Reihe von Hintergrundbänden für Shadowrun 4, in denen die wichtigsten Megaplexe der Sechsten Welt beschrieben werden. Lange vergriffen erscheint der Band nun in überarbeiteter Fassung, mit neuem Cover, als Hardcover neu. Der Fokus des Buches liegt auf Seattle, Hongkong und Hamburg, wobei alle Städte an Hand publizierter und geplanter Quellen aktualisiert wurden, um sie an die Timeline von 2071 anzugleichen. Dazu gibt es Infos zu Kapstadt, Caracas, Istanbul und erstmalig wird in dieser Ausgabe auch die deutsche Übersetzung des Kapitels über Marseille enthalten sein, welches die französischen Kollegen für ihre Ausgabe des Runner Havens produziert haben. Aus einem für Shadowrunner typischen Blickwinkel gibt dieses Buch einen umfassenden Überblick über verschiedene Stadtteile, interessante Orte und den Machtkampf der Politiker, Konzerne, Verbrechersyndikate und Gangs, einschließlich zahlreicher Abenteuerideen.

Preis: 29,95€ – Seiten: Ziemlich viele(!) – EAN: 9783941976009

 

Liner Notes: Neben den Aktualisierungen und Anpassungen der ursprünglichen Texte, wurde ich gebeten auch noch ein bis zwei erklärende und beschreibende Sätze zum Hamburger Hafen einzubauen. Ehe ich mich versah, war der Text erheblich angeschwollen und zusätzlich eine kleine Kurzgeschichte entstanden, da ich schon immer etwas mehr zu den Quijotes schreiben wollte, aber nie genügend Zeit und Anlass fand. Mit den Erweiterungen zu Seattle, Marseille und tausenden kleinen und kleinsten Updates war das allerdings leider etwas zu viel des Guten, da das Buch eh schon zum Platzen voll war und als größerer zusammenhängender Text musste leider die Kurzgeschichte dran glauben. Falls übrigens jemandem der Name der Leiterin der 1. Schicht von Ætherlinks Reparaturabteilung bekannt vorkommt, dann habt Ihr mit dieser Vermutung recht.

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Wir Quijotes!

Der Ætherlink Shuttlebus bringt uns zum Checkpoint. In Neon-Weiß getauchter Plastbeton mit scharfen Kanten ohne Details. Dabei ist in den Röhren nicht einmal Neon, weil Argon viel billiger ist und dieselbe Funktion erfüllt.  Unsere Ausweise werden geprüft, während 500m weiter westlich ganze Container über die grüne Freihafengrenze geschmuggelt werden. Es ist wieder eilig, das Netz wartet nie und wir haben schon den 25. Ausfall in 12 Stunden. Eigentlich sollte sich Team 3 um den Ausfall im Containerbereich kümmern, aber das Netz ist immer noch unten. Ich checke meine Ausrüstung während Rahjid unseren Elektroscooter auf das riesige Gelände fährt. Direkt hinter dem Checkpoint säumen rotgeziegelte Lagerhallen den Weg, mal mehr mal weniger verkommen und warmes Licht schmiegt sich vorteilhaft an die alten Gebäude. Käthes Nachtcafé zieht eine abstruse Mischung aus Schwarzarbeitern, übernächtigten Managern, Sicherheitsleuten und Kriminellen an, um sie mit Fischbrötchen, Bier oder härteren Sachen zu versorgen. Die gepflegten Großraumkantinen haben nämlich alle schon zu.

Wir erreichen Containerterminal 7 und betreten eine andere Welt. Die Wachdrohne liest unsere Identifikation und schnurrt davon. Breite Straßen, heller Asphalt, rote Stoppbalken für die automatischen Transporter, Gabelstapler und Kräne. In der Ferne sehe ich die Nachtwache im Wachturm, an dessen Scheibe sich die Holobilder der Kontrolltridschirme spiegeln. Immer noch Hightech und trotzdem Relikte aus der Zeit vor dem zweiten Crash. Eine Containerdrohne hatte einen Unfall und bewegt sich verwirrt jeweils zwei Meter vor und zurück. Ohne Netz und nur mit Trägheitsnavigation und optischer Erkennungssoftware funktionieren die Drohnen zwar auch, aber nicht so perfekt wie sonst. Es beruhigt mich irgendwie die hilflose Drohne zu sehen. Sie hätte für uns ebenfalls nicht angehalten, sondern uns einfach überfahren. Schließlich gibt es in einem Umkreis von einem Kilometer offiziell gar keine Metamenschen. Wir erreichen WiFi-Relais 167b und sehen den Scooter von Team 3. Zwei blutige Schleifspuren führen vom Scooter zum Wasser. Neue Kreuze für unsere Liste, fast 15 im letzten Monat. Wieder ein Totalaustausch, Reparatur unmöglich. Und draußen lauern die Bestien. Wie befreit lache ich minutenlang als wir den Ort wieder verlassen und Rahjid es geschafft hat, sich sein Kaugummi um seinen Hauer zu wickeln. HAZMAT wird hinter uns aufräumen. Tage später erledigen sie eine Gruppe von Leuten, die angeblich für die Morde an Team 3 verantwortlich waren, ich glaube sie haben nur Schmuggler erwischt. Rahjid will einige Sicherheitsmaßnahmen treffe, ich hoffe er tut nichts unüberlegtes. Ich habe wieder einen Bericht geschrieben, dass wir Verstärkung und Sicherheitspersonal brauchen. Die Zentrale verspricht Abhilfe, wieder einmal.

Eine Dusche und gefühlte drei Liter Soykaf später fühle ich mich immer noch wie Drek. Aber es geht wieder los, kaltes Licht, warmes Licht, gar kein Licht, kaltes Licht, warmes Licht. Rahjid hat mehrmals mit irgendwem telefoniert und wirkt ziemlich entschlossen. Wir erreichen Nebenkanal 14, es sieht aus wie eine Müllhalde. Die Blohm&Voss Werft leuchtet wie eine Nova im Licht künstlicher Sonnen, während eine Fregatte das Dock verlässt, begleitet von Renraku Kampfdrohnen. Der Sendeverstärker wurde von Kugeln durchlöchert, laut Anweisung trage ich es als Ausfallgrund „Verschleiß“ ein, als sich drei Gestalten in billiger Köperpanzerung mit gezogenen Waffen nähern, grinsend. Immerhin wird Rahjid wahrscheinlich einfach nur sterben. Besser als es mir ergehen wird, ich habe die Obduktionsberichte gelesen. Der vernarbte Anführer des Trios öffnet den Mund. Sein Kopf verschwindet, der Überschallknall einer großkalibrigen Waffe folgt und Rahjid zerrt mich in Deckung. Einer des zum Duos geschrumpften Wetworkteams bricht einfach mit Nasenbluten zusammen, der letzte rennt davon, in die Salve einer Franchi SPAS-22. Am anderen Ufer waschen Asiaten wortlos Nobelkarossen, ich weiß nicht, ob sie die Autos aufhübschen wollen, bevor diese verschoben werden, oder ob es nur einer der vielen Ausbeuterbetriebe im Hafen ist, der Dreksarbeit für Execs billiger anbietet als die Gewerkschaft erlaubt. Rahjids Onkel taucht mit einigen anderen dunklen Gestalten auf. Nun weiß ich was Rahjid meint, wenn er sagt sein Onkel arbeitet in der „Sicherheitsbranche“, sie sind Shadowrunner. Als die Leichen im Kanal beseitigt werden sollen, reicht es. Keine Wasserleichen mehr. Rahjids Onkel schaut mich mit erhobener Augenbraue an, lässt mir aber meinen Willen. Zwanzig Minuten später sind die Leute der HAZMAT da und stellen keine weiteren Fragen. Seit diesem Tag zweige ich Geld für Runner, Selbstverteidigungskurse und Waffen aus dem Spesenbudget ab. Es gibt immer noch Vorfälle, aber es sind wesentlich weniger geworden. Ich habe kein schlechtes Gewissen deswegen, höchsten weil ich nicht eher damit angefangen habe. Der Alarm geht los, ein ganzer Abschnitt des Netzes im Hafen ist weg, wir fahren los, in den Plastbetondschungel aus alt und neu, wir sind Quijotes. 

> Anne Odenthal ist Einsatzleiterin der 1. Schicht von Ætherlinks Reparaturabteilung für die Freihandelszone.

>Deckard

>>>>> END BOXED TEXT

P.S.: Wer das Buch kauft, wovon ich ausgehe(!)*, findet mit dem Expertensystem des Hamburger Hafens übrigens noch ein kleines Easteregg.

*Wehe wenn nicht 😉

Links: Shadowrun bei Pegasus Spiele / Schattenstädte Anekdoten

Update: Auf vielfachen Wunsch als PDF-Version: Wir, Quijotes! – Schattenstädte 2071 Cut Material

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7 Antworten zu „Shadowrun Schattenstädte 2071 Cut Material“

  1. Cunningham schreibt:

    Wo kann ich mein altes Schattenstädte gegen ein neues umtauschen?

  2. sirdoom schreibt:

    Du darfst – wenn du möchtest – ein neues kaufen und damit helfen die RPG-Branche am Leben zu erhalten und zusätzlich feststellen, dass du ein alter Sack bist, weil du noch das 4 Jahre alte Vorgängermodell im Schrank stehen hast 😉

    Du darfst auch gerne zum RPG-Dealer deines Vertrauens gehen und ihn fragen, ob er sich einen Umtauschrabatt vorstellen könnte, den du als guter Kunde dann vielleicht sogar bekommst. 🙂

    Du kannst dein altes Buch auch bei Ebay verticken und vielleicht findest du jemanden, der genug zahlt, um es dir zu ermöglichen ein neues Exemplar zu kaufen.

    Aber ein 1:1 Umtausch alt/neu ist nicht vorgesehen und alleine aufgrund des Upgrades von Softcover auf Hardcover auch etwas illusorisch 😉

  3. Pingback: Shadowrun Schattenstädte | Rollenspiel-Almanach - Im Angesicht des Würfels

  4. Tyr McKenna schreibt:

    Hell yeah…
    Aber verdammt noch eines, vier Jahre ist das Buch schon alt? Man, ich werd alt! Richtig alt!

  5. Cunningham schreibt:

    4 Jahre? Shitt fucking Hell, ich werde doch nicht meine Antiquitäten verscherbeln. 😉

  6. Kathe schreibt:

    Die neue Pdf-Version des „Wir Quijotes“ ist herrlich. – Vielen Dank dafür.

    Die Bedeutung des Eastereggs – daß das Expertensystem „Daneel“ heißt – erschließt sich mir allerdings nicht. (Im Gegensatz zu Anne Odenthal, deren Name vermutlich nicht ganz grundlos an eine nicht immer 100pro nach den Regeln spielende TV-Kommissarin erinnert).

  7. sirdoom schreibt:

    Anspielung, massive Spoiler, aber nicht für Shadowrun 😉

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