„Interview: Fefe, Shadowrun und Verschwörungstheorien“

Wer in der digitalen Szene Deutschlands – eigentlich müsste ich ja Matrix oder Cyberspace schreiben – auch nur am Rande unterwegs ist, wird sicherlich früher oder später über Fefes Blog stolpern. Wenn es um – meistens – wahre Verschwörungstheorien und Fuckups in Politik, Wirtschaft und Polizei geht, wird man da fündig. Häufig auch Wochen und Monate bevor die Mainstream-Presse drauf anspringt. Betrieben wird das Blog vom IT-Sicherheitsexperten und Chaos Computer Club-Mitglied Felix von Leitner alias Fefe, der auch berühmt berüchtigt ist für den von ihm verfolgten Bildungsauftrag. Sprich: Lesererziehung und Textverständnis. Denn nicht alles was er verlinkt muss so stimmen, bzw. lohnt es sich meistens etwas genauer auch zwischen den Zeilen zu lesen. Neben dem Heise-DDOS ist Fefes Blog wohl der häufigste Grund für spontane Serverzusammenbrüche im deutschsprachigen Raum und seine Bezeichnung des SPIEGELS als „ehemaliges Nachrichtenmagazin aus Hamburg“ ist ein eines der zahlreichen Meme, für die er mitverantwortlich ist. Zusammen mit Frank Rieger, dem Pressesprecher des CCC, moderiert er den Podcast Alternativlos, der hier auch schon erwähnt wurde[1,2].

Fefe - Shadowrun - VT - LogoAber was hat das alles mit Shadowrun zu tun, wie man am Tag (sprich: tägg) erkennt? Sowohl auf Fefes Blog als auch im Alternativlos Podcast wird des Öfteren Shadowrun erwähnt und andersrum taucht im Shadowrun Quellenbuch Fronteinsatz (mehr s.a. hier)auf Seite 138 ein gewisser Professor Oberst Konrad Leitner (Dr. rer. nat., Dr. rer. tech., Experte für Matrixstrukturanalyse), der das Cyber- und Matrixkriegsführungszentrum der Bundeswehr in Hannover auf Vordermann bringen soll und der Gerüchten zufolge seine Finger in der Allianzverschwörung hat, welche in der ADL noch für einiges Aufsehen sorgen wird. „Konrad“ ist natürlich ein Verweis auf Konrad Zuse, Leitner hingegen eindeutig auf Fefe gemünzt (Kommentar Fefe: „Haha, das ist ja hübsch!“), gerade weil dieser schon mehrfach darauf hingewiesen hat, dass Hacker sich nicht die Finger schmutzig und beim staatlichen Cyberwar den Bückling machen sollen. Und der CCC ist in Shadowrun in Form der Schockwellenreiter ja auch präsent. Da drängt es sich natürlich auf, einfach mal bei Felix von Leitner nachzufragen, wie das denn so mit Shadowrun und ihm ist.

[badcompany] Die Welt ist ja kleiner als man denkt. Woher kennen Fefe (und Frank Rieger) Shadowrun? Selbst gespielt? Die Romane gelesen? Nerd-Allgemeinbildung?

[Fefe]Ich habe einige Romane gelesen und vor vielen Jahren auch die Regeln. Bin aber nicht auf dem neuesten Stand mit den Regeln. Frank hat auch Romane gelesen, und Shadowrun gehört ja nun auch echt zur Nerd-Allgemeinbildung. Wer Shadowrun nicht kennt, sollte das schleunigst ändern. Überhaupt gehört es zur Allgemeinbildung für Technikberufe, sich mit Technikfolgeabschätzung zu beschäftigen, und dazu gehören auch Scifi-Zukunftsvisionen.

[badcompany]Frage: Ist es nicht irgendwas zwischen erschreckend und merkwürdig, dass all die Cyberpunk-Stoffe aus den 80ern und 90ern in Bezug auf die wirtschaftlichen und soziopolitischen Aspekte auf die ein oder andere Weise – wenn auch meistens in bunterer Apple-Optik als erwartet – so vergleichsweise zutreffend eingetreten sind? Und was haben wir da noch zu erwarten?

[Fefe]Das ist kein Zufall.  Die technologische Entwicklung geht immer in den Bahnen, die man sich vorstellen kann.  Niemand forscht an Dingen, die er sich nicht vorstellen kann.  An diesen Gebieten kommt nur durch Zufallsfunde etwas heraus.  Ich befürchte, dass sich viele Scifi-Autoren ihres Einflusses und ihrer Verantwortung nicht bewusst sind. Solange das Narrativ über die Zukunft aus Utopien ala Star Trek besteht, oder dem aus heutiger Sicht unglaublichen Optimismus bezüglich nuklearer Technologien aus den 40er und 50er Jahren – ich verweise da beispielhaft auf Doramad – solange haben die Scifi-Autoren ihren Job nicht gemacht.  Shadowrun war da ein Meilenstein, vergleichbar mit Blade Runner und Alien, auch wenn es ein paar Jahre verspätet kam im Vergleich zu anderer Scifi-Literatur wie Neuromancer, wovon es ja deutlich inspiriert ist. Es ist ja kein Zufall, dass die Mobiltelefone heute wie Kommunikatoren aus STTOS aussehen, und die Tablets wie PADDs aus STTNG.  Und dass wir heute am Flughafen Sicherheits-Tests machen, die an den Voight-Kampff-Test aus Blade Runner erinnern.  In Star Trek findet keiner was dabei, wenn man den Bordcomputer jederzeit fragen kann, wo eine beliebige Person an Bord ist, und dass es zu allen Gesprächen Mitschnitte und Videoüberwachung des Raumschiffs gibt.  Kein Wunder, dass wir das jetzt auch in der Realität kriegen.

[badcompany] Wo die Tuckerization auch Fefe erwischt hat, irgendwelche Vorschläge wie es mit dem Shadowrun Alter Ego weitergehen soll? Advanced Redshirt – Ende oder Sonderwünsche?

[Fefe]Nun, da ich mich schon mehrfach offen dafür ausgesprochen habe, nicht dem Militär beim Cyberwar zu helfen, und mein Alter Ego in Shadowrun genau das tut, stelle ich mir da eine schöne Verschwörungs-Erklärung vor.  Und weil Geschichten immer am uninteressantesten sind, wenn die Fragen alle beantwortet werden, würde ich mir Geschichte ohne große Aufklärung wünschen, z.B. eine Entführung, und danach findet man Sabotagespuren und es wird nie recht aufgeklärt, wer da Täter und wer Opfer war.  Oder vielleicht ein Unfall, bei dem man die Leiche nie findet.  Sowas in der Art.

[bad company] Danke für das Gespräch und schauen wir mal, was sich da tödliches einrichten lässt!

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4 Antworten zu „Interview: Fefe, Shadowrun und Verschwörungstheorien“

  1. 3-6 schreibt:

    Abgesehen davon, dass ich ihn für einen kompletten Volldepp halte, sollte er bei einer Verweigerungshaltung unserer IT-Elite gegenüber „Cyberwar“ (was immer das für ihn sein soll) auch bitte so konsequent sein, und bei Fuckups der Behörden in diesem Bereich die Klappe halten.

    Aber genau das bekommt er natürlich nicht hin. Ein typischer Deutscher eben.

  2. sirdoom schreibt:

    Was jetzt genau was mit Shadowrun zu tun hat? Abgesehen von der Hackerethik, die tief verwurzelt aus dem Cyberpunkgenre schöpft und aus gutem Grund die Arbeit für Sicherheitsbehörden ablehnt. Aber Abschweifen vom Thema und Nebenkriegsschauplätze sind typisch deutsch* und… 😉

    *womit man Bücher füllen und es in jeglicher Hinsicht auslegen kann

  3. Hammer_of_Justice schreibt:

    Bezogen auf die 2te Frage von Sirdo:
    http://www.youtube.com/watch?v=n_k2mqJbOZI Ist eine Artedoku zum Thema Mensch und Maschine. Da werden interessante Ideen und Projekte aus Forschung und Entwicklung gezeigt und Theorien aufgegriffen, die recht shadowrun-esque sind und auf unsere Gesellschaft projeziert.

  4. sirdoom schreibt:

    Danke für den Link! 🙂

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